zurück 29.6.1892, Mittwoch ID: 189206295

Vollendung des 150. Psalms, der Max von Oberleithner gewidmet wird (*).

Artikel von Hans Puchstein im Deutschen Volksblatt Nr. 1252, S. 1 - 4, auf S. 2f über Josef Schalks Dirigierbegabung bei Bruckners 4. Symphonie [am 15.6.1892] und über Hanslick:
"          Ausstellungs-Concerte.
                  [... Übersicht ...]
     Mit kaleidoskopartiger Mannigfaltigkeit und Schnelle wechseln die Bilder, die uns in der Musik= und Theater=Ausstellung vorgeführt werden. [... Niveauvolles neben Geschmacklosem ... abfällig und vernichtend über das Konzert von Frederic H. Cowen ("verfluchte Aehnlichkeit" mit Cohn), noch fader als Goldmark, Brüll etc. ...] wenden wir uns lieber den freundlicheren Bildern zu, die vor unserm geistigen Auge auftauchen, wenn wir dasselbe auf die von uns schon kurz erwähnte Musikaufführung des Akademischen Wagner=Vereines lenken.
     Da erblicken wir denn vor Allem die freundlich=milde Greisengestalt unseres herrlichen Meisters Bruckner vor uns, umrauscht von einem Sturme des Beifalls, einem in Wien wohl noch niemals erlebten Jubel des Volkes, dem – trotz aller Chicane, trotz aller verbissenen Nergeleien der Gegner dieses einzig berufenen Erben Beethoven's – doch endlich die Augen darüber aufgingen, was es an dem ehemaligen oberösterreichischen Dorfschulmeisterlein besitzt [... Bruckners Beliebtheit versus die künstlerischen Reaktionäre ... überschwängliche Worte ... der 15.6.1892 als Markstein ... im Publikum auch Wagner-Verein-entfernte Hörer (= "das Volk") ... Triumph auch von gegnerischer Presse eingestanden (Neue Freie Presse schwieg) ... quasi Demonstration gegen Hanslick, dessen Urteil über die 8. Symphonie prophezeit werden könne ... Lob für das von Grädener geschulte Orchester ...].
     [... Lob für Josef Schalk (nur 3 Gesamtproben und 1 Streicherprobe) und für Hugo Wolf (Solisten waren der Schwachpunkt), Wiederholung wünschenswert ...] Auch die 4. Bruckner'sche Symphonie möchten wir dem wärmsten Wohlwollen des Ausstellungsorchesters dringendst empfehlen. Soll die Mühe des Einstudirens wirklich nur aufgewendet sein, um dem herrlichen Werke zu einem einmaligen meteorgleichen Aufleuchten zu verhelfen? Mit nichten, das hehre Werk muß im Volke fortleben, und das geschieht am Besten, wenn das Ausstellungsorchester in den bevorstehenden Concerten, sollte eine Wiederholung des Ganzen unmöglich sein, wenigstens einzelne Sätze zu wiederholtenmalen in seine Programme aufnimmt. [... Erhebliche Steigerung ...], wenn man die Programme abwechselnd mit Bruckstücken aus den schon aufgeführten und den ihrer Fleischwerdung noch harrenden Werken Meister Bruckner's schmückt. [...]
     [... höchstes Lob für den Amsterdamer a-capella-Chor (10 Damen, 9 Herren) unter de Lange ... mit "rein germanischen edlen Gesichtern", Besuch wärmstens empfohlen ... vermutlich ebenso phänomenal] wie das vorgestrige erste Concert.      Hans Puchstein." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189206295, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189206295
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11