zurück 21.5.1893, Pfingstsonntag ID: 189305215

Aufführung des »Te deum« im 1. Konzert des 70. Niederrheinischen Musikfestes in Düsseldorf (*).
Dirigent: Buths, Solisten: Frl. Leisinger, Frl. Huhn und die Herren Birrenkoven, Messchaert und (zusätzlich bei Händels "Israel in Ägypten") Staudigl. An der Orgel wirkt [nur bei Händel?] J. W. Franke aus Köln mit. Der Chor war [zumindest bei Händel] 566 Stimmen stark. Das Orchester (überliefert für Händel am 21.5.1893 und Beethovens Fünfte am 22.5.1893) zählte 44 Violinen, je 16 Bratschen und Celli und 12 Kontrabässe (*a).
Im Programmheft war zu lesen:
"[...] Den ersten Tag und somit das ganze Fest einzuleiten ist das Te Deum für Soli, Chor und Orchester von Anton Bruckner bestimmt. Wenn man die ungewöhnlichen Ehrungen, die neulich in Wien und Berlin dem jungen Mascagni gespendet wurden, mit dem erbarmungswürdigen Lebensende Mozarts vergleicht, so möchte man fast zu der Ueberzeugung kommen, dass die gröbliche Verkennung und Missachtung der lebenden Genies durch ihre Zeitgenossen der Vergangenheit angehöre. Ein Beispiel des Gegentheils bildete der 1824 in Ansfelden (Oberösterreich) geborene Anton Bruckner, der die normale Lebensgrenze des Psalmisten erreichen musste, ehe er durch seine siebente Symphonie mit einem Schlage zum berühmten Mann und in seinem Wirkungskreis in Wien schleunigst zum Träger verspäteter Ehren, zum k.k. Hoforganisten, Lector der Universität und Professor am Conservatorium gemacht wurde, und der doch nach der Ansicht zahlreicher aufrichtig denkender Kunstgenossen lange vorher schon ein Genie war. Dies Te-Deum wurde anlässlich der Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Berlin im Frühjahr 1891 aufgeführt; im letzten Winter hielt es auch seinen Einzug in die Rheinlande und zwar zunächst in die Aachener Abonnementsconcerte. Vermöge seiner glänzenden Chor- und Orchesterwirkungen ist es vorzugsweise als Festnummer geeignet. Das Titelblatt der Partitur trägt oben die Ueberschrift O(mnia) A(d) M(ajorem) D(ei) G(loriam)" (*b).

Bruckner war als Organist in St. Florian angekündigt (**).

Die Ostdeutsche Rundschau Nr. 21 berichtet auf S. 5 von der Gedenkfeier am 17.5.1893 mit der Aufführung des »Locus iste«:
"     Neuer Richard Wagner=Verein. Die am 17. d. M  begangene Gedenkfeier aus Anlaß des 80. Geburtstages unseres Bayreuther Meister [sic] hatte einen in jeder Hinsicht würdigen und befriedigenden Verlauf. Der Festabend war reich an künstlerischen Darbietungen. Aus ihnen seien blos folgende hervorgehoben: Bruckner's Chor "Locus iste" und Wagner's Chor [... acht weitere Nummern ... Mitwirkende: Mitglieder des Wiener Akademischen Gesangvereins, Frl. Auguste von Bauer, Herr H. Fraungruber und Herr Renée (Gesang), Schnabl und Bause (Klavier) ...] Im Mittelpunkt des Interesses stand der Festvortrag des Ehrenmitgliedes Herrn H. St. Chamberlain, welcher Wagner's Regenerationslehre zum Gegenstand hatte. [... Abschluss eines erfolgreichen Vereinsjahres ...]." (***).

Wiederholung des 150. Psalms in Dresden, diesmal in der Sophienkirche um 11:30 Uhr (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189305215, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189305215
letzte Änderung: Jun 08, 2023, 7:07