zurück 28.11.1893, Dienstag ID: 189311285

Deutliche Verschlechterung von Bruckners Beschwerden (*).

In der Preßburger Zeitung Nr. 329 erscheint auf S. 4 eine Rezension des Konzerts vom 26.11.1893 (mit dem Quintett), signiert "J.B." (vermutlich Julius Bauer):
"        Musik.
[...]
     Das Hellmesberger=Quartett konzertirte Abends leider vor mäßig verkauftem Repräsentantensaale, was die Abhaltung weiterer derartiger Konzerte wol in Frage stellen muß. Die Quartett=Gesellschaft, an deren Spitze das Künstler=Bruderpaar Joseph und Ferdinand Hellmesberger strht, wurde mit lebhaftem Applause begrüßt. L. Speidel hat diese Wiener Quartett=Vereinigung das "klassische Quartett" genannt. An diesem zutreffenden Worte ist nichts zu rütteln oder zu deuteln. Es ist so. Zuerst wurde das seriöse, über Verlangen ins Programm aufgenommene Bruckner'sche Quintett (zweite Viola: Herr Stecher) gespielt. Das edle "Adagio" – meisterhaft und mit tiefinnerer Wärme vorgetragen – erregte einen Beifallssturm, so daß die eminenten Spieler sich dreimal verbeugen mußten. Der distrakte letzte Satz will bei aller zugestandenen blendenden Exaktheit der Ausführung mir gar nicht zusagen. Zwei virtuose Quartettleistungen [... Grieg, Beethoven...]. Dem Kammermusikabende wohnte eine namhafte Schaar von jungen Leuten bei. Das erquickt uns, daß sie an dieser lauschigen, ernsten und schwierigen musikalischen Kunstgattung Freude haben [... umfangreiches Schopenhauer-Zitat über Jugend und Musik ...]. Wenden Sie lieber Zeit und Geld daran, in die Oper und in das Konzert zu gehen. Es ist doch ungleich edler und geziemender, wenn Vier sich setzen zu einem Quartett, als zu einer Kartenpartie."            J. B." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189311285, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189311285
letzte Änderung: Sep 01, 2023, 9:09