zurück 18.6.1894, Montag ID: 189406185

Brief von Camillo Horn [an Kerschagl?]: Bruckner habe das Adagio der 7. Symphonie nicht unter dem Eindruck, sondern in der Vorahnung von Wagners Tod geschrieben. Die erste vollständige Aufführung des Quintetts beim Wiener Akademischen Gesangverein [5.4.1884], bei der er, Horn, anwesend gewesen sei, habe nicht Hellmesberger veranstaltet, sondern vor diesem bereits Julius Winkler, Franz Schalk, Lillich, Hummer und Kreuzinger.
»18 Juni 1894
[gedrucktes Motto »Deutsch in Leben und Kunst.«] 
Sehr geehrter Herr!
   Ihrem Wunsche entsprechend übersende ich Ihnen den Zeitungsausschnitt nebst einem 2ten über Höritz. Bezüglich Ihres Aufsatzes, der mich, nochmals gesagt, sehr erfreut hat, gestatten Sie mir noch folgende Bemerkung:
   Bruckner schrieb das Adagio der VII. nicht unter dem Eindruck der Nachricht von Wagners Hinscheiden, sondern vielmehr in einer gewissen Vorahnung von des Meisters Tod. Bruckner hatte bereits das ergreifende[?] Tonstück
[neue Seite:] vollendet, als ihn die erschütternde Trauerkunde traf. - 
Das Quintett wurde (siehe From[m]es Musikkalender) am 17. November 1881 in einem Internen M.-Abend des R.W.V. durch die Herren Winkler, Kreuzinger, Lillich, Desing u Luka mit Hinweglassung des Finale zu allererster Aufführung gebracht. Am 5. April 1884 gelangte dasselbe Tonwerk durch die Herren Jul. Winkler, Lillich, Franz Schalk, Kreuzinger u Hum[m]er im Bösendorfersaale anläßlich eines Vortragsabend des Akad.G.V. zur ersten vollständigen Aufführung. *) [Fußnote: »*) diesem Abend wohnte ich selbst bei.«] Erst hierauf kam die Wiedergabe durch Hellmesberger.
   [neue Seite] Vielleicht machen Sie, (bei dieser Gelegenheit muß ich doch noch einmal darauf zurückkom[m]en), von meiner Anregung Gebrauch und veröffentlichen Ihren Aufsatz als Flugschriftchen. Die Empfehlung desselben wäre Ihnen ja von so mancher Seite (Presse, Ostd., D. Volksblatt etc) sicher. Vielleicht senden Sie die Besprechung auch an die in Reichenberg erscheinende "Deutsche Volkszeitung", sowie an das "Grazer Wochenblatt" (Graz Brockman[n]gasse 54), wen[n] angenehm, sich auf mich berufend. Haben Sie noch eine überflüssige Num[m]er, dan[n] lassen Sie mir selbe fr. zukom[m]en. Vielleicht 
[neue Seite] bringe ich sie noch in einer anderen Ztg. unter.- 
   J. Stolzing's Adresse lautet: Deutsche Wacht, Dresden; dies genügt, wie man mir sagt.- 
   Lesimples nett abgefaßten [sic] Werkchen sind billig und in unterhaltend anregendem Plauderton geschrieben. Sie betiteln sich: "Bilder a/d. Musikwelt" - Köln: Ferd. Sohn, "Richard Wagner", Dresden - Leipzig: Heinr. Minden[?], "Aus dem Reich der Frau Musika"= ("Von Mozart zu Mozart") - Leipzig: Carl Reihzner, "Peter Cornelius" - Dresden Leipzig: Pierson. Einen Theil der Werke hat F. Rörich Kohlmarkt 11 am Lager. Lesimple verdient als einer der eifrigsten Mitkämpfer Unterstützung. Beste Grüße von Ihrem 
ergebenen 
C. Horn / III/1 6Krügelg 7«.


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189406185, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189406185
letzte Änderung: Feb 09, 2023, 10:10