zurück 27.10.1894, Samstag ID: 189410275

Im Deutschen Blatt Brünn Nr. 84 wird auf S. 3 ein Abend des Brünner Wagner-Vereins am 29.10.1894 anläßlich des 70. Geburtstags Bruckners angekündigt:
"     Brünner Wagner-Verein. Der nächste Vereinsabend findet Montag, den 29. l. M., um 8 Uhr abends, im Goethe-Zimmer des Deutschen Hauses statt und ist der Erinnerung an Meister Bruckner's siebzigsten Geburtstag gewidmet." (*).

Hinweis auf die morgige Kirchenmusik (mit dem »Locus iste«)

im Deutschen Volksblatt Nr. 2090 auf S. 2 des Abendblatts:
"    * [Kirchenmusik für Sonntag, den 28. October.] [...] – In der Votivkirche um 10 Uhr: Messe in E von J. Schweizer, Graduale (Locus iste) von A. Bruckner, Offertorium (Domine Deus) von J. G. E. Stehle. – [...]" (**),

im »Vaterland« Nr. 295 auf S. 4 des Abendblatts:
"    (Kirchenmusik.) In der Votivkirche gelangt Sonntag, 28. d. M., um 10 Uhr zur Aufführung: Oct. Dedic. Ecclesiae: J. Schweizer: Messe in E; A. Bruckner: Graduale "Locus iste" J. G. E. Stehle: Offertorium "Domine Deus". – [...]" (***),

in der Wiener Zeitung Nr. 248 auf S. 4:
"    (Kirchenmusik.) In der Votivkirche gelangt Sonntag, den 28. d. M., um 10 Uhr Vormittags zur Aufführung: J. Schweizer: Missa in E; A. Bruckner: Graduale "Locus iste" J. G. E. Stehle: Offertorium "Domine Deus"." (°)

und in der Neuen Freien Presse Nr. 10840 auf S. 4:
"[...] – In der Votivkirche um 10 Uhr: Messe in E von J. Schweizer, Graduale ("Locus iste") von A. Bruckner und Offertorium ("Domine Deus") von J. G. E. Stehle. – [...]" (°°),

in der auch auf Seite 6 gemeldet wird, daß der Vorverkauf für die Aufführung der f-Moll-Messe am 4.11.1894 schon begonnen habe:
"                          Wien, 26. October. [...]
   – Für das am 4. November 1894 stattfindende erste Gesellschaftsconcert, in welchem die große Messe in F-moll von Anton Bruckner zur Aufführung gelangt, beginnt morgen (Dienstag) [sic] der allgemeine Kartenverkauf in der Kanzlei der Gesellschaft der Musikfreunde. Daselbst werden auch neue Abonnements=Anmeldungen für die Gesellschaftsconcerte entgegengenommen." (°°°).

Das Neue Illustrierte Blatt (Wien, Brünn,Prag) 3, Nr. 44, bringt auf S. 707 einen Artikel über Bruckner (anläßlich des 70. Geburtstages, mit Porträt [IKO 73]):

"  Professor Dr. Anton Bruckner.
     Der heimische Componist Ant. Bruckner, der erst kürzlich, am 4. September l. J., seinen 70. Geburstag unter großen Ovationen gefeiert hat, erkrankte in den letzten Tagen, doch gibt sein Zustand keinen Anlaß zu ernsten Besorgnissen.
     Anton Bruckner, dessen wohlgetroffenes Bild wir heute unseren Lesern bieten, wurde am 4. September 1824 zu Ansfelden in Oberösterreich geboren; sein Vater war im Orte Schulmeister und ertheilte seinem Sohne den ersten Musikunterricht. Der kleine Anton kam dann als Sängerknabe nach dem Stifte St. Florian. Späterhin wirkte er unter äußerst dürftigen Lebensverhältnissen in Windhop [sic] bei Freistadt als Schulgehilfe, kam dann nach einigenJahren nach St. Florian als Lehrer und provisorischer Stiftsorganist. Hier befaßte er sich eifrig mit dem Studium der Musiktheorie und bildete sich im Orgelspiel derart aus, daß er 1855 bei einer Concurrenz um die Dom=Organistenstelle in Linz alle Bewerber aus dem Felde schlug. In Linz fand er nun Gelegenheit zu umfassender künstlerischer Ausbildung; wiederholt machte er Ausflüge nach Wien, um bei dem berühmten Sechter Contrapunkt zu studiren. In Wien lernte ihn Herbeck kennen, der Bruckner's musikalische Begabung würdigte und ihm nach Sechter's Tode dessen Nachfolgeschaft als Hofcapellen=Organist verschaffte. Ebenso wurde er über Herbeck's Empfehlung am Conservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde als Lehrer für Orgelspiel, Contrapunkt und Compositionslehre installirt. 1875 wurde Bruckner auch Lector an der Wiener Universität. Um diese Zeit erst wurde man in Wien auch auf den Componisten Bruckner aufmerksam; seine zweite Symphonie (G-moll) [sic] wurde 1876, seine dritte (D-moll) im folgenden Jahre von den Philharmonikern aufgeführt; die D-moll=Symphonie hatte dem Künstler Freunde geworben. Richard Wagner nahm die Widmung des Werkes an. Entscheidend für die weitere Verbreitung seines Ruhmes wurde die Aufführung der siebenten Symphonie (E-dur) in München, welche eine begeisterte Aufnahme fand. Um jene Zeit wurde dem Künstler eine Ehrenpension bewilligt, die ihm ermöglichte, einen Theil seiner Lehrthätigkeit aufzugeben und sich fast ausschließlich seiner Kunst zu widmen. Die achte Symphonie, 1892 von den Philharmonikern ausgeführt, übte auf den weitaus größten Theil des Publicums eine überwältigende Wirkung.
     Am 7. November 1891 stand der damals 67jährige Bruckner, nachdem der akademische Senat in Wien auf Antrag der philosophischen Facultät ihm die Doctorswürde honoris causa verliehen hatte, als Candidatus philosophiae vor dem Rector Magnificus Dr. A. A. Exner im Festsaale der Universität, um vor diesem das Doctorgelöbniß abzulegen." [keine Signatur] (#).

"Das Vaterland" – siehe (***) – berichtet außerdem auf S. 7 über die Versammlung des Vereins der Harmonium-Musikfreunde am 25.10.1894 und Bruckners Ehrenmitgliedschaft:
"     [Verein der Harmonium=Musikfreunde.] Die constituirende Vollversammlung fand am 25. d. M. im Gebäude des Wiener Conservatoriums statt. [... Ziele des Vereins, Mitgliedsbeiträge ...]. In die Vereinsleitung wurden gewählt die Herren: J. N. Vockner, Professor am Conservatorium (Vorstand); A. Glickh (Vorstand=Stellvertreter); Theophil Kotykiewicz (Cassier); Dr. Carl Schreiber (Schriftführer); Beiräthe: Ludwig Koch, Generalsecretär des Conservatoriums; Emil Rotter, Mitglied der k. und k. Hofmusikcapelle und des k. k. Hofopernorchesters; Robert Steinbach, Moriz Alter, Dr. Bing. Zu Ehrenmitgliedern wurden per acclamationem ernannt: Dr. Anton Bruckner, Regierungsrath L. A. Zeller [recte wohl L. A. Zellner], Generalsecretär Ludwig Koch, Professor Vockner, Emil Rotter und Dr. Nawratil. Die musikalische Gründungsfeier wird Anfangs November stattfinden." (##).

Von Bruckners 70. Geburtstag berichtet "The Advertiser" Nr. 11241 (Adelaide, South Australia) auf S. 7:
"           MUSICAL NOTES.
[...]
     Dr. Anton Bruckner, the musical composer and organist, celebrated on September 4 his 70th birthday. Owing to the state of his health he spent the day quietly at the parsonage of Steyr. A Vienna correspondent telegraphs that he was, however, able to receive one or two deputations, and at night he was serenaded by a number of musical societies. Dr. Bruckner has also received a number of telegrams of congratulation, while numerous newspaper articles have attempted to do justice to his compositions. Dr. Bruckner won the first place in several oompetitions as an organist, but in 1865 he commenced to write symphonies, of which he has produced eight, and is now engaged upon tbe ninth. His third symphony is the only one known in England, having been performed in London in 1891.
     Herr Wittmann, the publisher [...]." (###).

Dieser Text erscheint identisch auch in "The Express and Telegraph" Nr. 9288 (Adelaide) auf S. 6 (a).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189410275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189410275
letzte Änderung: Sep 26, 2023, 8:08