Aufführung der 7. Symphonie in Braunschweig (*).
Die Allgemeine Zeitung München Nr. 19 bringt im Morgenblatt auf S. 1f die Fortsetzung der gestern begonnenen Besprechung von Hanslicks Memoiren. Erwähnt werden u.a. Äußerungen Theodor Billroths über Bruckner: "Feuilleton. Musikkritik.1) [Fußnote: "1) Aus Eduard Hanslicks "Aus meinem Leben." Zwei Bände mit Bildnissen des Verfassers. (Berlin, Allgemeiner Verein für deutsche Literatur, 1894.)"] "Die zweite Geschichte spielt in Mailand und ist noch erbaulicher." "Wahrscheinlich, als wir zusammen dahin reisten, um Verdi's "Othello" zu hören?" "Ganz richtig. [... Ricordi, Boito, Richard Wagner und die Wagnerianer ...]. Wir waren von unserm kurzen Spaziergang zurückgekehrt und setzten uns auf eine Bank vor Billroths Villa, die den herrlichsten Ausblick auf den Wolfgangsee bietet. Billroth zündete sich behaglich eine Cigarre an und nahm unser musikalisches Gespräch wieder auf: Es macht mich immer toll, wenn die Parteigänger der Zukunftsmusik Dich als einen Marodeur bezeichnen, der hinter dem Vormarsch des Zeitgeistes zurückgeblieben ist. Dann müßte auch ich ein Zopf heißen, ich, der Schwärmer für unseren modernsten Meister: Brahms! Ein Zopf und Marodeur, weil ich weder Bruckner noch Richard Strauß für einen zweiten Beethoven halte, und weil Wagners Musik mir widerwärtig ist, sammt ihrem dreifach verderblichen Einfluß auf die Componisten, die Sänger und das Publicum! Gerade gegen den Vorwurf der Verzopftheit brauchst du dich nicht zu vertheidigen – liegen doch in deinen Kritiken über Schumann, Brahms, Dvořak und so viele neue Opern die Beweise des Gegentheils gedruckt vor den Augen der Welt. Hat man dich aber nicht gleichzeitig auch des Gegentheils beschuldigt: der Hinneigung zum Neuen?" "Meint man das gute Neue, so kann ich meinen Fehler nicht leugnen. [...]" (**).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189501195, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189501195letzte Änderung: Sep 21, 2024, 17:17