zurück 21.7.1895, Sonntag ID: 189507215

Das Ischler Wochenblatt Nr. 29, 1. Beilage, kündigt auf S. 3 eine Schrift von Franz Brunner an, die anläßlich der Gedenktafelenthüllung in Ansfelden [12.5.1895] herausgegeben wurde:
"Nachrichten aus Ischl und Umgebung.
                                 
    Ischl, am 20.Juli 1895.
[...]
     Dr. Anton Bruckner   Der Oberösterr. Volksbildungsverein hat aus Anlaß der Enbthüllung einer Gedenktafel auf dem Geburtshause Bruckner's durch die Liedertafel "Frohsinn" am 12. Mail d. J. eine Schrift von Franz Brunner, k. k. Uebungsschullehrer in Linz herausgegeben, welche die erste Biographie des nun weltberühmten Tonkünstlers und zugleich eine kritische und wertvolle Arbeit ist, die allen Freunden und Kennern Bruckners wärmstens empfohlen wird. – Preis einzeln 30 kr. ö. W., bei Bezug von mindestens 20 Stück (für Gesang=, Musik= und ähnliche Vereine) 25 kr. ö. W., mit Postzusendung um 2 kl. mehr. Zu beziehen durch die Buchdruckerei J. Wimmer in Linz." (*).

Das Wiener Salonblatt Nr. 29 berichtet auf S. 9f über Bruckners Gesundheitszustand und über seine neue Wohnung:
"     (Meister Anton Bruckner) hat sich von dem schweren Leiden, an welchem er seit Langem darniederlag, insoweit erholt, als er nun wiederum rüstig an einer neu begonnenen Symphonie arbeiten kann. Der greise Künstler war in letzter Zeit Gegenstand liebevollster Aufmerksamkeit seiner Verehrer. Vor dem seit einigen Jahren weitestgehenden Erfolg seiner Schöpfungen hat selbst ein großer Theil seiner künstlerischen Gegner die Waffen gestreckt. Bruckner, dessen Leben bisher in bitteren Sorgen dahinfloß, sieht den Rest seiner Tage endlich von freundlicher Sonne durchleuchtet. Der berühmte Componist bewohnte bisher eine kleine Wohnung im vierten Stockwerk des Hauses Nr. 7 in der Heßgasse. Frau Erzherzogin Marie Valerie, eine Verehrerin der tiefen Kunst des Meisters, erfuhr, daß er die, dem Himmel allerdings nahe, für die Irdischen und ihre Bedürfnisse jedoch etwas zu hoch gelegene Heimstätte gegen eine andere, menschlich greisen Beinen leichter erreichbare vertauschen wollte. Die hohe Frau benachrichtigte den kranken Meister, daß ihm durch kaiserliche Huld die Custodenwohnung im Belvedere zur Verfügung gestellt werde, die allen Anforderungen und Bedürfnissen Bruckners entsprechen wird. Diesem edlen Zuge der hochherzigen Frau Erzherzogin, ihrer gütigen Verwendung, wird es zu danken sein, daß unser Meister in dem ruhigen neuen Heim, das sich durch seine gesunde Lage auszeichnet, ferne vom Stadtgetriebe das neue Werk vollenden und ihm vielleicht ein anderes und noch eines in Frieden und Freude folgen lassen wird können." [keine Signatur] (**).

Das Linzer Volksblatt Nr. 166 berichtet auf S. 2 von der Kirchenmusik am 19.7.1895 (die Rubrik ist datiert 20. Juli"):
"    – Kirchenmusikalisches. Freunde der Kirchenmusik wird es interessieren, zu vernehmen, daß gestern am Feste des hl. Vincenz von Paul in der Kapelle der barmherzigen Schwesten in Linz die herrliche "Missa brevis" von Palestrina zur Aufführung gelangte. Der Gesangschor, der sich an diese durchaus nicht leichte und "kurze" Messe heranwagte, bestand fast ausschließlich aus Zöglingen des katholischen Waisenhauses; nur die Männerstimmen waren durch einige auswärtige, gesangskundige Kräfte verstärkt. Die Mühe des Einstudierens hatte der pens. Professor Engelbert Lanz unternommen, der auch die Aufführung leitete. [...] Die übrigen gesanglichen Theile des Hochamtes – Introitus und Communio aus dem Graduale Romanum, Graduale und Offertorium von E.Lanz, Tantum ergo von A. Bruckner [prov. WAB 48] – wurden tadellos gegeben. Nachmittags sangen die Zöglinge des Waisenhauses die sechsstimmige, zarte und andächtige sechsstimmige Litanei von J. Habert op. 46." [keine Signatur] (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189507215, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189507215
letzte Änderung: Dez 10, 2023, 10:10