zurück 27.9.1895, Freitag ID: 189509275

In einem Feuilletonartikel der "Presse" Nr. 265 auf S. 1-3 wird Bruckner erwähnt:
"                     Friedrich Smetana.
(Zur dreihundertsten Aufführung der "Verkauften Braut" am böhmischen Landes= und National=Theater in Prag.)
     Vor wenigen Jahren noch wäre es nur ein locales Ereigniß gewesen. [...] . . . .   Heute ist es jedoch ein Freudentag österreichischer Kunst, ein Ehrentag, [... Bedeutung der Oper ... Smetanas Stellung in der nationalen Kunst und in der Neudeutschen Schule, Verstrickung in die Parteienkämpfe ...]. Oesterreich erzeugt vermöge seiner geographischen Lage, welche ihm eine eigene Mittelstellung anweist, vermöge seiner politischen Gestaltung zahlreiche künstlerische Naturen, in denen das Kunstbürgerthum und Reichsbürgerthum in verzehrendem Kampfe nach einem Ausgleich strebt. Da haben wir Meister Bruckner. In Deutschland vermochte er nur mühsam sich Bahn zu brechen, weil der muthige Fortschrittsmann ja doch nur ein oberösterreichischer Schulmeister war. In Oesterreich fand er kritische Hemmnisse aller Art, weil der oberösterreichische Schulmeister eben auch der muthige Mann des Fortschritts war. Da haben wir auch Goldmark, der in Ungarn geboren ist, in Oesterreich lebt und im Geiste des neudeutschen Fortschritts schafft. Wie schwer wurde es hüben und drüben auch diesem bescheidensten Künstler gemacht, der nach äußeren Ehren wahrlich nicht geizt!
     Die Leidenswege Smetana's [... Bronislaw Welleks Biographie ... Smetanas Schaffen und Wirken ... Liszts Förderung ... Weltruhm der Oper 1892 bei der Musikausstellung begründet ...] Das Schuldbewußtsein aber, daß Oesterreich seinem böhmischen Meister im Leben die beglückenden Ehren versagte, mischt bittere Wehmut in die Freude.
                                  Robert Hirschfeld."


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189509275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189509275
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11