zurück 23.11.1900, Freitag ID: 190011235

Die Oberösterreichische Volkszeitung Nr. 47 berichtet auf S. 4 von der Cäcilien-Vereinsversammlung am 19.11.1900 in Steyr, bei der unter Franz Bayers Leitung u.a. das "Tota pulchra es" aufgeführt wurde:
„       Nachrichten aus Oberösterreich.
     Die Cäcilien=Vereins=Versammlung in Steyr.
Die diesjährige General=Versammlung des oberösterreichischen Diöcesan=Cäcilien=Vereines, welche am 19. November im Gesellenvereinshause in Steyr stattfand, war schwach besucht. Kaum 30 Mann! Eine längere Rede hielt der gewesene Stiftskapellmeister in Seitenstetten, P. Marian Wenger; sie war in ihrer Art interessant, aber insoferne unpraktisch, als nicht unterschieden wurde zwischen Kirchen, in denen Choralisten und in denen keine sind. [… u.. a. erwähnt: Landesrat Kerbler, Weiterverwendung des C-Schlüssels anstatt des Violinschlüssels, Joh. Ev. Habert …]. Einen viel günstigeren Eindruck als die Versammlung machten die aus diesem Anlasse veranstalteten musikalischen Productionen in den beiden Pfarrkirchen von Steyr. Das waren Kunstleistungen ersten Ranges. In beiden Kirchen hörte man Orgeln erster Güte und brillierte Bayer durch sein herrliches Orgelspiel, namentlich durch eine meisterhaft gespielte Fuge am und nach dem Schlusse des vormittäglichen Gottesdienstes. Der Chor bestand nachmittags aus mehr als 100 Personen, darunter viele Realschüler. Die Stimmen klangen frisch und klar, namentlich herrliche Soprane, Tenöre und Bässe. Herr Beneficiat Stummer entzückte als Diakon beim Amt und nachmitttags als Christus in Perosis Passion durch sein herrliches Organ (Bariton). […] Nachmittags in der Vorstadtpfarrkirche hörte die sehr zahlreich anwesende Volksmenge ein schönes vierstimmiges Tantum ergo von Bayer und eine ganz eigenartige Litanei in kurzer Fassung von Greith. Die darauffolgenden Tonwerke waren: Dolorosa von Joh. Ev. Habert, ein Ave maris stella von Liszt, dann Tota pulchra von Bruckner. Von diesen Stücken ist wohl das schönste jenes von Habert, ungemein würdig und kirchlich, tief empfunden und ebenso tief zu Herzen dringend. Wahrhaft kirchlich und kunstvoll und ergreifend ist auch Bruckners Tota pulchra. Dagegen fiel als Composition betrachtet das Liszt’sche Ave im Anschlusse an Habert’s Composition gegen dieses Werk weit ab. […]. Herr Bayer zeigte sich als Dirigent, der seiner Aufgabe vollkommen gewachsen ist. Und so gehört die Steyrer Versammlung dennoch zu den Ehrentagen des Cäcilien-Vereines.“ (*).

Die Ostdeutsche Rundschau Nr. 323 erwähnt auf S. 1 - 4 Bruckner in einer Kritik eines Brahms-Werkes und bespricht die Aufführung der 4. Symphonie am 20.11.1900 (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 190011235, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-190011235
letzte Änderung: Nov 29, 2023, 9:09