Besprechung der Aufführung der 7. Symphonie am 19.3.1905 im Brünner Tagesboten Nr. 134 auf S. 1f:
"Konzert der Brünner Philharmoniker.
20. März 1905.
Dr. H. F. Ein außerordentliches Konzert, das fast zur Gänze von Bruckners siebenter Symphonie bestritten wurde. Es ist dies die erste jener drei Riesensymphonien, in denen sich das Ideal der Brucknerschen Schöpferfreude verwirklicht findet. Wie ein reißender Strom, der Felsblöcke und Erdtrümmer mit sich führt, sie bald wirbelnd überflutet und bald zu gigantischen Massen türmt – so rauschen diese tönenden Empfindungen von Satz zu Satz, in immer neuen Anstürmen sich drängend und wieder verfließend, einem einzigen großen Ziel entgegen.
[...] Trotzig und keck setzt der Finalsatz ein, um sich bald zum feierlichen Choral niederzulassen. Kontrapunktische Künste überwuchern den Durchführungsteil. Häufige Umkehrungen, Engführungen, Erbreiterungen [sic] lassen uns fast den Mangel logischer Verbindung übersehen. Für den Schluß ist alle Macht und aller Glanz Brucknerscher Orchesterkunst aufgespart. Ein Ausklang von überwältigender Größe. […]
Die Philharmoniker unter ihrem ruhig schaffenden, überblickenden Dirigenten Veit erweisen mit Bruckner ihre künstlerische Reife, ihre reichtönige aller Steigerungen und Abstufungen fähige Kunst des symphonischen Spieles. Bruckners siebente Symphonie ist ein guter, gewichtiger Prüfstein. Es gehört ein überwiegendes Können zu ihrer Bewältigung. Schade, daß allen Bemühungen zum Trotz keine Tenortuben aufgetrieben werden konnten. Fügen wir uns in das Unvermeidliche. […]" 1255/60, S. 2f (Anm. 6, dort "S. 2f") neu2018
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 190503215, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-190503215letzte Änderung: Dez 20, 2024, 10:10