zurück 1.6.1908, Montag ID: 190806015

Besprechung der Pariser Aufführung der 8. Symphonie [14.5.] im Courrier musical, signiert »R. L.« [= René Lenormand?] (*).

[ca. 1.6.1908
Undatierter Brief von Heinrich Schenker an Karl Grunsky:
"[...] Bruckners Thematisches habe ich stets höher bewertet, als alle Erfindung aller übrigen Komp. (natürlich die eines Brahms, Dvořák, Wolf ausgenommen), u. dabei bleibt es noch heute. Die Distanz von Bruckner zu den anderen ist so groß, daß diese gar nicht erwähnt zu werden verdienen neben ihm [...]
[...] Gleichwohl muß kann ich Bruck. aus der Gruppe wirklicher noch keinen Meister ausschließen, [illegible] nennen, bin also noch weniger in der Lage geschweige in ihm gar einen Fortschritt in irgendeiner Hinsicht erblicken. Die Gründe sind rein technischer Natur, u. werden ausführlich im III [...]
[...] Gab ich oben gerne zu, daß die einzelne Momente bei Br. groß, u. erhaben sind, so mache ich mich gleichwohl noch keines Widerspruches schuldig, wenn ich behaupte, daß Br. trotz alledem nur eine sehr geringe Erfindungskraft besaß. . . . Mit diesem Mangel an Erfindungsgabe hängt er fürs Erste zusammen, daß sich Br.’s Erfindung blos in periodischen Anfällen von Extase äußerte, zwischen denen ein Nichts lag. Der Moment der Extase bescherte ihm die Takte 8 bis 12; nun begann die Unsere: was weiter?" (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 190806015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-190806015
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11