zurück nach dem 5.12.1910 ID: 191012056

Die »Signale für die musikalische Welt« schreiben über das Konzert:
  »[...] Man hatte für das IV. Philharmonische Konzert das Dirigentenpult Nikisch's mit einer dünne Blumengirlande dekoriert, wohl um ihm dafür zu danken, dass er (für das erhöhte Honorar) Berlin treu bleiben will. - Trotzdem blieb die von mancher Seite erhoffte Ovation aus und der Empfang überschritt kaum das übliche Mass ... Vielleicht warf das Hauptwerk des Programmes seine Schatten voraus: Bruckners 5. Symphonie (B-dur). Die Wiedergabe war eine sehr schön auf Klang hinausgearbeitete und manche Stelle, die früher das Publikum nicht berührt hat, tat es diesmal. Bruckner ist ein Architekt, der häufig genug dem Gebäude eines Satzes keine klare Fassade gibt. Um einem Musik-Architekten auf seinem Kunstwege folgen zu können, muss der Interpret auch ein Quantum Durchgeistigung der Musik leisten können. Hier tritt denn auch der Punkt ein, wo Nikisch Bruckner gegenüber versagt, denn er ist viel zu sehr Instinkt-Musiker, um einem mit enormem Geist aufgebauten Werk die klaren, fast möchte man sagen materialistischen Berechnungen unterlegen zu können. Es war eben vieles sehr schön, kraftvoll und überzeugend, aber volle Gerechtigkeit ist Bruckner und seinem Werk nicht widerfahren.«


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 191012056, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-191012056
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11