zurück 16.7.1916, Sonntag ID: 191607165

Die Mississippi-Blätter Nr. 198 (Westliche Post, St. Louis, Missouri) bringen auf S. 27 den schon am 9.7.1916 andernorts veröffentlichten Text:
"                Die Todesahnung.
Ergreifendes Vorereignis zum Tode des Tonkünstlers Max Reger
     Eine ergreifende Begebenheit zu dem für die musikalische Welt so überraschend erfolgten Tod Max Regers, der bedeutendsten musikalischen Persönlichkeit der Gegenwart neben Richard Strauß, erzählt Prof. Hans Wagner, der ehemalige Dirigent des Wiener akademischen Gesangvereins, im "N. Wiener Tageblatt":
     Ich habe, schreibt Prof. Wagner, am 23. März 1916 in Amsterdam Max Reger kennen gelernt, wo ich mit dem Bruder des Komponisten Felix Nowowiejski, Herrn Rudolf N., Seelsorger an der Pfarre St. Rochus, Wien, 3. Bezirk, und meinem Kollegen Professor Franz Ringberger zu musikalischen Studienzwecken weilte. [... im American Hotel, mit dabei Verleger M. Sander aus Leipzig ... Reger spricht eine Viertelstunde mit dem Priester ...]. Er sei von Todesahnungen erfüllt und betrachte es als eine gnädige Fügung des Himmels, hier einen Priester getroffen zu haben. Er wollte noch heute nacht seine Rechnung mit dem Himmel abschließen und habe ihn um seinen geistlichen Beistand gebeten. [...]. Wir sprachen, wie begreiflich, über künstlerische Fragen. Felix Nowowiejski, ein begeisterter Verehrer Bruckners, fragte Reger, wie er sich zu Bruckner stelle. Reger wurde tiefernst, erhob sich wortlos und kniete dann mit gefalteten Händen nieder. Wir waren alle ergriffen von dieser stummen und doch so beredten Huldigung vor dem großen österreichischen Meister. Reger sprach noch viel über seine nächsten künstlerischen Pläne. [... Vertonung des "Vater unser" ...]
     Zu später Stunde trennten wir uns. [... der Priester bis 4 Uhr morgens bei Reger ...]."


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 191607165, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-191607165
letzte Änderung: Mai 25, 2024, 12:12