zurück 6.1.1932, Mittwoch ID: 193201065

Brief von Romain Rolland an Robert G. Grey:
     Dankt für die Ehrenmitgliedschaft bei der Bruckner Society of America. Seine übrige Arbeit lasse es aber nicht zu, einen Artikel für das Journal [Chord and Discord] zu schreiben (*).

Artikel von Max Brod "Bruckner-Anekdoten. (Prof. Christian Ehrenfels nacherzählt)" im Prager Tagblatt Nr. 5 auf S. 3.
     Vom Frühling 1880 bis Oktober 1882 sei Ehrenfels Schüler Bruckners gewesen. Er habe in großer Verehrung von Bruckner berichtet.
     Der Artikel enthält eine von Bruckners kurzfristigen Liebesgeschichten in Anwesenheit Paumgartners; in einem Vorortgasthaus kann Paumgartner einen Skandal wegen des aufgebrachten Vaters der kurzfristig Angehimmelten dadurch vermeiden, indem er [vermutlich hinter Bruckners Rücken] die "Plem-Plem-Geste" macht. Bruckner schenkte Rosa Papier sein Photo mit der Widmung "Meinem P. T. Ideale".
     Außerdem: Br. schimpft einen Schüler und ändert seinen Tonfall, als der Schüler vorbringt, so könne man einen verheirateten Menschen nicht anschreien. - Bruckners Erschütterung darüber, dass Wallenstein seinen Kaiser verraten haben soll (Br. hatte in Schillers Drama gelesen). - Nach dem 2. Akt des Parsifal ist Bruckner wegen des Verlustes seiner Brieftasche verstört - er könne nun nicht mehr [vor Ergriffenheit über Parsifal] weinen. Ehrenfels beobachtet, wie Liszt Bruckner einen Scheck überreicht. - Br. bemängelt Ehrenfels Schreibweise des Baßschlüssels, nimmt dabei auf den Adelstitel Rücksicht. - Pro forma habe er bei Fahrten nach Klosterneuburg auf dem Kutschbock sitzen wollen, habe aber damit gerechnet, doch ins Wageninnere genötigt zu werden. - Bei einer Symphonie-Probe habe Bruckner eine eigenmächtige Änderung beanstandet und Hans Richter mit "Lausbub" tituliert. - Das Namensfest der Hl. Cäcilia habe er immer mit zahlreichen Kirchenbesuchen begangen und mit einem opulenten Mahl beschlossen. - Programmatische Anmerkung zu Scherzo und Trio der 4. Symphonie. - Br. spielte Ehrenfels ein Thema vor und änderte es so ab, dass es nicht mehr "wagnert".- Das Adagio der 7. Symphonie bezeichnete er als "Trauermarsch für Wagner"; auf Ehrenfels Einwand, er habe diese Musik ihm schon vor Monaten vorgespielt, entgegnete er "Es war eben eine Ahnung." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 193201065, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-193201065
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11