zurück 5.12.1869, Sonntag ID: 186912055

[Zur Datierung und anderen Details siehe die Anmerkung]
Aufführung des Oratoriums "Israels Heimkehr von Babylon" von Rudolf Schachner im ersten Vereinskonzert des Mozarteums um halb vier Uhr im Landhaus-Saal (Chiemseehof) in Salzburg. Vokalsolisten sind Hedwig v. Gatterburg, Dr. Therese Marschner-Bach, Franz Huber (Mozarteum) und Engelbert Lanz (*).
Im Publikum sind u. a. Erzherzof Franz Karl, Erzherzogin Sophie (Initiatorin der Konzertwiederholung) und Erzherzog Ludwig Viktor (*a),
und möglicherweise auch Herr von an der Lan-Hochbrunn (Gerichtsadjunkt aus St. Gilgen, vielleicht mit verwandtschaftlichen Beziehungen zum damals sechsjährigen Paul von an der Lan-Hochbrunn, dem späteren Pater Hartmann und Sohn des Bozener Eisenbahnbeamten Eugen von an der Lan-Hochbrunn?) (*b).
Die Salzburger Liedertafel und die Singakademie gestalten für Schachner und die Solisten einen häuslichen Abend im Vereinslokal (als geschlossene Gesellschaft) mit Gästebegrüßung, Chören, Solovorträgen und Festreden (u. a. Dr. O. Bach zu Mozarts Sterbetag) (*c).
 
Bruckner spielt in Salzburg nach der Aufführung dieses Oratoriums bei einer Abendveranstaltung [ziemlich sicher dieser] Klavier und tags darauf [6.12.1869, Montag] in der Collegienkirche auf der von Mauracher im Vorjahr erbauten Orgel (**).

Die Orgel (III/32) hatte 1868 Matthäus Mauracher unter Verwendung der Vorgängerorgel (1708 Johann Christoph Egedacher) gebaut (**a).

Literatur
(*) Inserate in der Salzburger Zeitung vom 2.12.1869 und 3.12.1869
(*a) Bericht der Salzburger Zeitung vom 6.12.1869, Salzburger Chronik vom 10.12.1869
(*b) Fremdenliste in der Salzburger Zeitung vom 7.12.1869
(*c) Bericht der Salzburger Zeitung vom 7.12.1869 (signiert "-g-")
(**) Zeitungsartikel vom 7.4.1891, 204/15
(**a) 1251/190
Anmerkung
(*) Die erste Aufführung dieses Oratoriums fand am 14.11.1869 statt (204/20,Anm.6, Ankündigung vom 11.11.1869). Die Solisten waren damals Hedwig v. Gatterburg, Dr. Therese Marschner-Bach, Franz Huber (Mozarteum) und Herr Cäsar (München) (Bericht vom 15.11.1869). Zur Erstaufführung waren P. Georg Huemer und Organist Mittermair aus Kremsmünster nach Salzburg gekommen. Mittermair und Maximilian Kerschbaum besuchten auch die Wiener Aufführung am 10.4.1870 (696/721).
 
Den Linzern war das Werk durch einen Bericht der Linzer Tagespost vom 17.11.1869 vorgestellt worden.
 
Am 30.11.1869 meldete die Salzburger Zeitung, dass laut Linzer Zeitung Schachner "gestern" [also vermutlich 28.11.1869] in Linz war, um Weilnböck für die Bass-Partie am 5.12.1869 zu gewinnen. An diesem Tag fand in Linz ein Konzert des "Sängerbunds" statt (u. a. mit Carl Weilnböck, Engelbert Lanz und dem 14jährigen J. Hellmesberger (logierte im Gasthof Zum Rothen Krebs) als Solisten, Ankündigungen am 25.11.1869 und 26.11.1869, Berichte vom 30.11.1869, auch Tagespost). Vermutlich hatte Schachner davon Kenntnis.
 
Den Inseraten zufolge übernahm dann in Salzburg aber Engelbert Lanz diese Solopartie.
Bruckners Beziehungen zu Lanz legen nahe, dass Bruckner diese Aufführung besucht hat.
In Wien hatte lediglich die Illustrirte Zeitung am 27.11.1869 von der ersten Salzburger Aufführung berichtet. "Die Presse" kündigte am 3.12.1869 die Wiederholung am 5.12.1869 (noch mit dem Linzer Bass "Weilenböck") an. Vielleicht war diese Notiz für Bruckner der Anlass, nach Salzburg zu fahren? In den Fremdenlisten ist er allerdings als Hotelgast nicht nachweisbar, auch Engelbert Lanz nicht (Kontrolle 10.11. bis 1.12.1869 bei www.anno.onb.ac.at April 2020).
Bibliographie

Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186912055, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186912055
letzte Änderung: Okt 08, 2024, 16:16