Kritik von E. Schelle in der »Presse« Nr. 326, S. 1f, über Händels Oratorium »Israel« [am 20.11.1870], bei dem Bruckner als Organist mitwirkte:
»[... über das Werk ...] Die Aufführung am Sonntag zeugte von rühmenswerther Sorgfalt, dem großen Werke zu seiner vollen Wirkung zu verhelfen. Man hatte die Partitur der Händel-Ausgabe zu Grunde gelegt, in welcher die vom Componisten gesondert ausgesetzten Posaunen aufgenommen sind; zur Mitwirkung der Orgel wurde die Mendelssohn'sche Bearbeitung des Orgelparts benutzt. Dies für den Effect Händel'scher Musik so wichtige Instrument war sogar in zwei Exemplaren vertreten. Herr Frank, der Chormeister des Singvereins, spielte eine Orgel aus der Werkstatt des verdienstvollen Hesse, eine zweite, früher dem Kärnterthor=Theater zugehörig, Herr Pruckner. Diese Doppelwirkung war übrigens mehr ein Luxus als eine Nothwendigkeit, denn die Kraft und Tragweite des Orgelklanges wurde dadurch keineswegs verstärkt, eher vielmehr gedämpft. Gegenüber den beiden Orgeln stand das Orchester nicht im richtigen Verhältniß, es war viel zu massenhaft besetzt [12 Kontrabässe!], als daß der Orgelton in den Massenwirkungen gehörig durchdringen, der allgemeinen Klangfarbe eine eigenthümliche, charakteristische Färbung geben konnte. [...]«(*).
»[... über das Werk ...] Die Aufführung am Sonntag zeugte von rühmenswerther Sorgfalt, dem großen Werke zu seiner vollen Wirkung zu verhelfen. Man hatte die Partitur der Händel-Ausgabe zu Grunde gelegt, in welcher die vom Componisten gesondert ausgesetzten Posaunen aufgenommen sind; zur Mitwirkung der Orgel wurde die Mendelssohn'sche Bearbeitung des Orgelparts benutzt. Dies für den Effect Händel'scher Musik so wichtige Instrument war sogar in zwei Exemplaren vertreten. Herr Frank, der Chormeister des Singvereins, spielte eine Orgel aus der Werkstatt des verdienstvollen Hesse, eine zweite, früher dem Kärnterthor=Theater zugehörig, Herr Pruckner. Diese Doppelwirkung war übrigens mehr ein Luxus als eine Nothwendigkeit, denn die Kraft und Tragweite des Orgelklanges wurde dadurch keineswegs verstärkt, eher vielmehr gedämpft. Gegenüber den beiden Orgeln stand das Orchester nicht im richtigen Verhältniß, es war viel zu massenhaft besetzt [12 Kontrabässe!], als daß der Orgelton in den Massenwirkungen gehörig durchdringen, der allgemeinen Klangfarbe eine eigenthümliche, charakteristische Färbung geben konnte. [...]«(*).
(Vortragsabend des Konservatoriums (**)).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187011255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187011255letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11