zurück 31.10.1877, Mittwoch ID: 187710315

Schreiben Bruckners an das Obersthofmeisteramt:
   Bittet um Verleihung der freiwerdenden Vizehofkapellmeisterstelle. Beruft sich auf seine theoretische und praktische Bildung, seine liturgischen Kenntnisse, seine Tätigkeit als Dirigent und Komponist (die 5. Symphonie werde bald vollendet sein). Verweist auf seine »drückende materielle Lage« (*).

Bruckner erhält letztmalig 75 fl (Remunerations-Quartalszahlung) in seiner Funktion als Archivar und Gesangslehrer der Hofsängerknaben (**).

In einem Artikel des Linzer Volksblatt Nr. 250 (signiert »Kl.«) auf S. 1f über die Generalversammlung des Oberösterreichischen Caecilienvereins in Gmunden wird in der Besprechung eines von Habert organisierten Kirchenkonzerts [vermutlich am 28.10.1877] auf S. 2 auch Bruckner als einer von mehreren oberösterreichischen »Meistern im Orgelspiele« genannt (***).

Außerdem berichtet das Blatt auf S. 3 in einem mit "P." signierten und 28.10. datierten Artikel von Bruckners Orgelspiel am 28.10.1877 und von der Aufführung des Chores "Nachruf":
    "P. St. Florian, 28. October. Heine schrieb irgendwo das übermüthige Wort nieder: "Ich würde mich schämen, wenn ich weniger Feinde hätte." Tröstlicher und herzerfreulicher und ehrenvoller scheint es uns aber doch, recht viele liebe Freunde zu haben, um so mehr, als solche tiefe treue Liebe über Tod und Grab hinaus dauert. [... heute viele Freunde von nah und fern in der Stiftskirche ... erwähnt ein Telegramm vom 11.6.1877 "Seiberl gestern gestorben." ... erwähnt Linzer "Sängerbund" mit Alois Weinwurm, Traumihlers Ansprache, Mendelssohns Psalm "Aus der Tiefe" ...] und endlich sangen die heimischen und die fremden Musiker in vollster Harmonie zusammen den Chor Prof. Bruckner's, des einstigen Organisten des Stiftes und innigsten Freundes Josef Seiberl's. Der Chor ist geradezu wunderschön componirt und wurde ebenso wunderschön gesungen; Bruckner spielte die große Orgel dazu und als die Töne verwogten und verhallten mit dem ewigen Todtengruß: Nun ruh im Frieden! da zitterte wohl durch aller Hörer Herzen ein leises Gebet und das Gefühl: Ja, er ruht im Frieden! und die Liebe ist stärker als der Tod. Wir sagen über Bruckner's Composition kein weiteres Wort und erzählen nur die Thatsache, daß schon bei den Proben manchem Sänger die Augen feucht wurden, was nicht bei jeder gesungenen Todtenklage geschehen mag. Er ruhe im Frieden." (°).

Die [Wiener] Morgenpost Nr. 300 schreibt auf S. 1f in einem ausführlichen Artikel über Herbeck Begräbnis:
»Herbeck's Leichenbegängniß. [...]
Im Trauerhause.
   [...] Außer den Kränzen, deren wir schon Erwähnung gethan, waren noch Blumenspenden eingelaufen von: Pruckner, Gotthard [... ausführliche Schilderung der Begräbnisfeierlichkeiten und Aufzählung prominenter Anwesender] (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187710315, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187710315
letzte Änderung: Okt 14, 2024, 11:11