zurück 25.2.1881, Freitag ID: 188102255

(*) Artikel von Eduard Schelle über die 4. Symphonie in der »Presse« Nr. 55 auf S. 1:
           »Concerte.
   Inmitten des Strudels von Belustigungen, welche der Fasching mit sich bringt, haben die Philharmoniker es gewagt, am Sonntag Mittags ein großes, außerordentliches Concert unter der Leitung ihres Dirigenten, Herrn Hans Richter, im großen Musikvereinssaale zu veranstalten, dessen Reinerträgnis dem Deutschen Schulverein zugute kommt. [... über Bülow ...] Einen weiteren Anlaß [zu diesem Konzert] hatte wol ein neues Werk des hier wohlbekannten Componisten Anton Bruckner, eine Symphonie in Es-dur gegeben, welcher man freundlich bei dieser Gelegenheit einen Boden für die Oeffentlichkeit bereiten wollte. [... Bruckner gleiche einem ungehört, weil zu weitschweifig erzählenden Prediger in der Wüste ... seine Begabung sei unstreitig ... Kritik an den Längen, den Modulationen; Kürzungen seien ratsam ...] Allerdings thut ein Schnitt ins eigene Fleisch immer weh, allein wer wird eine Operation scheuen, wenn durch sie der Organismus an Lebenskraft gewinnt! [...über Bülow ... auf S. 2 Signatur:] E. Schelle.« (*).

(**) Bericht über die Wiener Aufführung der 4. Symphonie im Linzer Volksblatt Nr. 45 auf S. 2:
     » - (Professor Ant. Bruckner.) Die Wiener Blätter sind voll des Lobes über die neueste Schöpfung unseres genialen Landsmannes, des k. k. Professors am k. k. Wiener=Musikconservatorium Anton Bruckner. [...] "Das jüngste Opus des allzu bescheidenen Meisters," sagt ein Bericht [der »Tribüne« vom 23.2.1881], "schlug mit solch' entschiedenem und wohlverdientem Succeß durch, daß man fast anzunehmen berechtigt sein könnte, die norddeutsche Componisten=Compagnie, die sich letzterer Zeit nur allzubreit bei uns machte, hätte auch durch ein Meisterwerk eines "Einheimischen" einen so empfindlichen Schlag erlitten, daß sie wohl lange, sehr lange Zeit benöthigen dürfte, um sich von demselben, wenn möglicher Weise, vollständig zu erholen." Mit freudig bewegtem Herzen gratuliren wir dem Tonkünstler, den wir mit Stolz den Unsrigen nennen zu dem schönen Triumphe, der nun doch, trotz aller Kabalen seinem Genie und rastlosen Streben zu Theil geworden.« (**).

(Jahn debütiert als Operndirigent an der Hofoper mit Webers »Oberon« (***)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188102255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188102255
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11