zurück vor dem 14.8.1883 ID: 188308144

(Undatierter) Brief Franz Schalks an Josef Schalk:
   Gutmann habe ihm gestern versprochen, daß das Quintett bis Oktober 1883 erscheinen werde. Von Winkler stünden 60 fl in Aussicht, Zottmann habe den 2. Subskriptionsbetrag abgeliefert. Gutmann wolle den zweihändigen Klavierauszug des Adagios noch behalten, bis er über dessen Drucklegung entschieden habe.
   "Lieber Bruder!
   Es freut mich sehr Dich mit meiner Auffassung der Quintettangelegenheit so sehr einverstanden zu wissen, umsomehr als es mir bei meiner gestrigen Unterredung mit Gutmann gelungen ist ihm das bindende Versprechen zu entlocken, dass das Quintett längstens October erscheinen werde. Viel hat freilich gewirkt, dass ich ihm 60 fl., die ihm von Freund Winkler nun zugesendet werden in sicherer Aussicht stellen konnte. Auch hat der Germane Zottmann den II. Subscriptionsb. [-bogen] endlich abgeliefert. Die 2händige Transcription des Adagio's bittet G. vorläufig noch behalten zu dürfen bis er sich entschlossen hat, ob er es drucken lassen solle [wolle?]. Ich machte ihm begreiflich, dass diess nur zu seinem Vortheile geschähe. Mit der ersten Correctur wird er in diesem Betreff uns Aufschluß geben.
   Von Freund Spur mussten wir uns gestern verabschieden [... über den Abschiedsabend ...] Dass ich gestern Dir das Adagio habe schicken könnte [sic], hat mich viel gefreut. Da ich es am Abend noch mit Löwe durchgegangen, hatten wir einen unendlichen Genuss davon. Der Verehrung reichstes Übermaas ziemt vor allem uns dem Meister entgegenbringen, u. wir können uns nicht genug danken, dass wir an solchen Schöpfungen mit ganzer Seele theil zu nehmen fähig waren: Mögst Du den gleichen Genuss daraus schöpfen! - Bruckner war bei den letzten Aufführungen in Bayreuth anwesend. Löwe hat ihn dort gesehen. Er kommt am 14. nach Wien. Ich will nicht versäumen i[h]n zu einem für die Folge wichtigen Besuche am Grundlsee zu bewegen, umsomehr, als du so seine immer wunderbarer sich entfaltende Persönlichkeit zu geniessen erneute Gelegenheit hättest. Ich glaube aber selbst, dass er nicht annehmen wird: Herr v. Goldschmidt kann u. wird ja gewiss auch so, das ihm mögliche für Bruckner's Werke thun. [... über Goldschmidt als Komponisten, über neue Bayreuther Blätter und einen - beiliegenden - Artikel in den "Deutschen Worten" ...]
   Wir, (Spur, Hisch, Löwe) mussten ihn ganz vortrefflich u. zweckansprechend [sic?] finden. Ich bitte Dich mir zu schreiben ob im Falle eines Besuches Bruckner's ich Dir nicht die Partitur des VII. Adagios übersenden sollte. Über mein Arrangement muss ich vor allem bemerken, dass ich den letzten Bogen keiner Correcktur [sic?] mehr unterziehen konnte wie überhaupt viel zu verändern sein, ja ich des notwenigen [sic?] Behelfes eines Dreschkastens [= Klavier?] leider entbehren musste. Wie ich es mit Löwe durchspielte, bemerkte ich mehrere Kleinigkeiten, die du vielleicht so gut bist abzustellen, im Großen u. Ganzen war man aber mit der Klangwirkung sehr zufrieden. Die Partie des rechten Spielers musste leider ziemlich schwierig ausfallen. [... schickt Lieder von Liszt nach Goethe- und Heinetexten und französische Werke ...]
   Bruckner ist mit Spigl Arm in Arm in Bayreuth angekommen, nach[dem] er (Bruck.) ihm [sic?] (Spigln) um Entschuldigung jenes Auftrittes im Prater gebeten Zottmann hat sich in B. auffallend viel mit Babette, Henriette u. Genossinnen abgegeben. (Bei den letzteren soll das frappirende sein dass ich es als frappirend anführe)
   Öhn war in B. über alle Maassen Deutsch, bier- u. kegelselig.
   Weiter nichts Neues.
   Alle grüssen u. auch Dein bester weil einziger Bruder Franz
[... PS: über das Wort "Urfacon", Mauracher werde über Internes berichten ... Nachschrift von Mutter Schalk ...]"


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188308144, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188308144
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11