zurück 14.1.1885, Mittwoch ID: 188501145

Brief Bruckners [an einen Zeitschriften-Redakteur o.ä.? Vielleicht in Leipzig?]: Übersendet wunschgemäß Photo und Angaben zur Biographie. Am 8.1.1885 habe Hellmesberger das Quintett mit unbeschreiblichem Erfolg aufgeführt; er plane eine Wiederholung im November 1885. Dankes- und Neujahrsgrüße (*).

Theodor Helms Kritik über das Quintett in der Morgenausgabe der Deutschen Zeitung Nr. 4680 auf S. 1f. Er zieht Vergleiche mit Beethoven, Schubert und Richard Wagner, erwähnt auch die Aufführung der 7. Symphonie in Leipzig [30.12.1884]:
»Feuilleton.
Concerte.
(Bruckner's F-dur=Quintett in Hellmesberger's letzter Quartettproduction. [...])
   Als die wichtigste und interessanteste Musikaufführung [... Text wortgetreu bei 937/127f mit folgenden Abweichungen: ... »von Hellmesberger geleitete Aufführung« und "Prügelscene" ... Text der Auslassung auf S. 128: ...] Aufnahmsfähigkeit der Hörer.
   Nicht ohne Grund hat der geistreiche und angesehene Kritiker der "Leipziger Nachrichten", Herr Bernhard Vogel, auf Bruckner's Schaffen unlängst die Goethe=Schiller'sche Xenie über Jean Paul angewendet: "Gingst du mit deinem Reichthum so zu Rathe, wie hundert Andere mit ihrer Armuth!" *). [Text der Fußnote:] *) Uebrigens äußert sich Herr Vogel über die kurz vor Neujahr zum erstenmal aufgeführte Bruckner'sche E-dur=Symphonie (Nr. 7), welche uns mit Ausnahme des erhabenen Adagio ganz und gar unbekannt, voll begeisterter Anerkennung: "Das Werk fordere die höchste Bewunderung heraus ..... Es offenbare eine geradezu jugendfrische Unmittelbarkeit der Empfindung, eine echte, naturgemäße Congenialität mit Berlioz, Liszt und vor Allem mit Wagner, kraft welcher Bruckner sich wie ein Riese heraushebt aus der Schaar jener Pygmäen, die Wunder was zu leisten glauben, wenn sie genau das nachplappern, was Jene viel bedeutungsvoller und kräftiger anderwärts ausgesprochen." ("Leipziger Nachrichten" vom 1. Januar 1885.) [Fortsetzung des Haupttextes:] Wie wohl thut es aber, einmal wieder einem im besten Sinn naiven Tondichter zu begegnen; der nicht grübelt, sondern aus innerstem Bedürfnisse schafft, welcher seine eigene Sprache spricht, eine Sprache, aus der wir nicht nur eine scharf ausgeprägte, imponirende Einzelpersönlichkeit, sondern auch die musikalischen Errungenschaften unseres Jahrhunderts, einen wahren und wirklichen Fortschritt heraushören.
   Nur ganz engherzige Leute [... Text wortgetreu bei 937/128 ... »seitens« ... über das restliche Programm und über weitere Konzerte ...]« (**).

Brief von Elisabet von Herzogenberg an Brahms:
   » [...] aber die Traurigkeit nimmt einem niemand darüber, daß in dieser scheinbar so "urbar gemachten" Welt es doch so viele, viele Menschen gibt, denen das Hohlste und Aufgebauschteste imponiert, sobald es nur mit der nötigen Inszenesetzung auftritt. Ein paar nicht ganz schlechter musikalischer Motive, aber wie Fettaugen auf einer kraftlosen Suppe schwimmend, und der ‘Meister Bruckner’ ist fertig, und diejenigen, die nicht gleich zu Kreuz kriechen, werden zu ungläubigen Thomaten gestempelt, die da auf Wunder und Zeichen warten, um sich zu bekehren. [...]"
[derselbe Brief?] "[...] Hat das Brucknersche Quintett wirklich einen solchen Erfolg gehabt? [...]« (***).

Kalendernotiz Bruckners (bei den Gebetsaufzeichnungen): »schuld 5 fl Dienst.« (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188501145, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188501145
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11