zurück 17.3.1885, Dienstag ID: 188503175

Die Linzer Tages-Post Nr. 62 bringt, auf den Artikel der Deutschen Zeitung vom 15.3.1885 zurückgreifend, auf S. 2f einen Bericht über die Aufführung der 7. Symphonie in München [10.3.1885]:
    »Nachrichten aus Linz und Oberösterreich.
                Linz, 15. März 1885
    § Bruckners Symphonie. Aus München wird unter dem 11. d. M. geschrieben: „Gestern abends kam in dem Concerte der königlichen Musik=Akademie endlich die mit so großer Spannung erwartete siebente Symphonie von Anton Bruckner aus Wien zur Aufführung. Das herrliche Werk, welches wie ein leuchtendes Meteor [sic] vor dem staunenden Auditorium emporstieg, fand eine überraschend glänzende Aufnahme von Seite unseres sonst so zurückhaltenden Publicums. Der Componist wurde mit stürmischem Enthusiasmus wiederholt hervorgerufen und hatte sich auch in den hiesigen Künstlerkreisen der herzlichsten und ehrenvollsten Auszeichnungen zu erfreuen. Hof=Capellmeister Levy, dessen künstlerischer Thatkraft und begeisterter Interpretation dieser großartige Erfolg zu danken ist, hat ein beherzigenswerthes Beispiel allen jenen Berufenen gegeben, die, in bequemer Liebedienerei versunken, ihre Kräfte einzig der Vorführung protegierter Tagesproducte widmen und hiemit ihre Aufgabe in der Gegenwart vollständig zu erfüllen glauben. Er hat sich den wärmsten Dank des gesammten hiesigen musikalischen Publicums wie der Presse erworben, welch letztere bereits seine, sowie die Verdienste des Componisten des großartigen Werkes einstimmig würdigte.” [keine Signatur]« (*).

Bei der Vortragsübung am Wiener Konservatorium spielt Bruckners Schüler Wilfert eine Orgelfuge in c-Moll von Rink (**).

Die Morgenpost Nr. 75 schreibt auf S. 6 über die Aufführung der 7. Symphonie am 10.3.1885:
     " * Aus München wird uns von einem Künstler ersten Ranges geschrieben: "Die eben im Odeon aus dem Manuscript aufgeführte siebente Symphoniue in E dur von Anton Bruckner aus Wien fand so ungeheuren Beifall, wie seit Jahren keinerlei Novität unserer Abonnementsconcerte. Der erset Satz fesselte durch seinen großartigen Aufbau; der zweite, ein erhabener Trauergesang, erzeugte eine mächtige Wirkung; im Scherzo erklingt ein urkräftiger Humor und der Schlußsatz erfreut durch seine Originalität und Frische. Hafcapellmeister Levi leitete die Aufführung, welcher der Componist beiwohnte, ebenso hingebungsvoll wie glänzend. Bruckner mußte viele Male sich dem Publikum zeigen und erhielt zwei Lorbeerkränze. Bei einem dem Componisten von den hiesigen Musikern gegebenen Banklette brachte Hof=Capellmeister Levi einen Toast auf Bruckner aus, worin er unter allgemeiner Zustimmung die Novität als das bedeutendste symphonische Werk seit Beethoven's "Neunter" pries. Es verlautet, daß der König eine separate Aufführung für sich gewünscht habe, weshalb das Manuscript dem Componisten nicht zurückgestellt wurde". Wir freuen uns aufrichtig, daß Bruckner, der in seiner Vaterstadt Wien leider noch immer nicht die verdiente Würdigung findet, in der ersten deutschen Musikstadt außerhalb Oesterreichs einen so großen Erfolg davongetragen hat. Die Ansicht, daß seit dem Heimgange Beethoven's auf dem Gebiete der absoluten Musik nichts geschaffen worden ist, was an Bruckner's Compositionen heranreichen würde, haben wir an dieser Stelle oft genug vertreten." [keine Signatur] (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188503175, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188503175
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11