Kalendernotiz Bruckners (bei den Gebetsaufzeichnungen vom 20.2.1886): »Parsifal Dr Behn am 17. Febr ausgeliehen.« (*).
[fraglich!] Aufführung des »Te deum« im Neuen Deutschen Landestheater in Prag durch den Deutschen Singverein (**).
Das Linzer Volksblatt Nr. 38 berichtet auf S. 2 vom 8.2.1886:
" - Ehrenmitglieder des Diöcesan=Cäcilienvereines. In der am 8. Februar stattgefundenen Comitésitzung des Cäcilienvereines wurden auf Antrag des Obmannes einhellig zu Ehrenmitgliedern des Diöcesan=Cäcilienvereines ernannt: A) die Pl. Tit. Hochwürdigsten Herren Prälaten von Oberösterreich. B) die Pl. Tit. Herren: Joh. Ev. Habert, Compositeur, und k. k. Hoforganist Anton Bruckner." (***).
Das Mährische Tagblatt Nr. 38 geht im Feuilleton (S. 1 - 4) auf S. 3 anlässlich der Aufführung des "Te deum" am 10.1.1886 auch auf eine Londoner Episode ein:
"Wiener Brief.
[... Inhaltsangabe ...] Bruckner in London. [...]
"Wie lang ist denn heuer der Fasching?" fragte kürzlich ein junger Nationalöconom einen Habitué der Ballsäle. [... Karnevalstreiben, Operette, Johann Strauß ].
Wir haben auch in den letzten Concertwochen mache [sic] musikalische Seltenheit an uns vorüberrauschen hören. Da war vor Allem der alte Orgelrührer Bruckner mit seinem gewaltigen Tedeum. Dem alten Knaben sind seine späten Wiener Triumphe wahrhaftig zu gönnen, Wien hat lange genug gebraucht, um da auf den Geschmack zu kommen. Freilich wäre es schwer zu entscheiden, ob bis vor Kurzem die Welt weniger von Bruckner wußte, oder Bruckner von der Welt. Er war abseits von ihr, in einem Kloster erzogen und scheint noch jetzt in einer unsichtbaren Kutte zu stecken. Ein zu Jahren gekommenes Kind, unerfahren, ungelenk, nur in seiner Musik ein ganzer Kerl. Wenn man ihn heute fragte, wer Bürgermeister von Wien sei, er würde es vielleicht nicht treffen. Ein geborener Linzer, mußte er ein halbes Jahrhundert warten, bis er durch Orgelconcerte in England berühmt wurde. Das muß man sich nun aber recht lebendig vorstellen, wie das aussah, als der alte Bruckner zum ersten Mal den Fuß auf das Londoner Pflaster setzte. Er versteht kein Wort Englisch und London versteht kein Wort Oberösterreichisch. Er spricht zu den Leuten, so deutlich er vermag, und sie verstehen ihn doch nicht. Er weiß nicht, wohin er seine Schritte lenken soll. Zuletzt steigt er in einen Omnibus, er eben vorbeifährt, denn er hat die Empfindsung, daß ein Omnibus immer richtig fährt. Es sitzen Leute im Innern, er fragt sie um dies um [sic] das, Alles in seinem Linzer Deutsch, aber ihnen klingt das spanisch. Unmöglich, denkt er, daß man das in London nicht verstehen soll - und richtig, plötzlich kommt tief aus dem dunklen Hintergrunde des Wagens eine Antwort, in demselben Original=Linzerisch, das ihm geläufig ist. Ein geborener Linzer saß dort, vielleicht der einzige in ganz London, und gerade dem mußte der hilflose Künstler in die Arme laufen, als er nicht aus noch ein wußte. Wie es scheint, haben nicht nur die kleinen Kinder, sondern auch die dicken Organisten einen Schutzengel. [... über Brahms ...]" [keine Signatur; am 14.2.1886 (mit dem identischen Text) ist Ludwig Hevesi als Autor angegeben] (°).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188602175, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188602175letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11