zurück 24.6.1886, Donnerstag (Fronleichnam) ID: 188606245

Kalendernotiz Bruckners (bei den Gebetsaufzeichnungen): »Dr Behn 96 Stunden im Ganzen.« (*).
 
Das Musikalische Wochenblatt Nr. 26 bringt auf S. 321f den zweiten Teil des Berichtes vom Sondershausener Musikfest (4.-6.6.1886):
 
"Die 23. Tonkünstler-Versammlung des Allgemeinen deutschen Musikvereins.
                    (Schluss.)
     Zur Mitwirkung bei der schon erwähnten Aufführung [... Chöre und Solisten bei Liszts "Christus" ...]
      Am Sonnabend-Mittag fand das 5. Festconcert - die 2. Kammermusik-Matinée - statt. Die Hauptpfeiler des Programms bildeten ein Ddur-Clavierquintett Op. 21 von Anton Urspruch, mit trefflichem Gelingen gespielt vom Componisten (am Clavier) und dem Weimarischen Streichquartett der HH. Halir, Freyburg, Nagel und Leop. Grützmacher, und das Fdur-Streichquintett von Anton Bruckner, mit liebevollem Eifer vorgetragen von den Weimarischen Künstlern unter Assistenz ihres Collegen Hrn. Hager. (Hr. Halir bediente sich gelegentlich der Wiedergabe des Urspruch'schen Werkes einer von Ferd. Patzelt in Dresden gebauten Violine mit Balsamfichtenholzdecke, während er in dem Bruckner'schen Quintett eine Geige des Hrn. Schünemann in Hamburg spielte. Ersteres Instrument klang brillanter, freier, als das Andere.) Das Quintett von Urspruch hat uns, offen gestanden, wenig zugesagt. [... freundliche Unterhaltungsmusik, bedenkliche Italianismen, 3/4 Stunde Dauer ...] Eine Composition ganz anderen Calibers, ernst intentionirt und mit des Kammermusikstiles kundiger, aber dabei auch kühner Hand ausgeführt, ist das Quintett von Anton Bruckner, das seinen Höhepunct in einem zu stiller Andacht stimmenden, von Beethoven'schem Geist inspirirten Adagio findet, gegen dessen ruhigen Fluss und logische Entwickelung die übrigen Sätze, so interessant und frappant in ihren harmonischen Folgen und klanglichen Combinationen sie auch sind, zurückstehen. Namentlich im 1. Satz wird es schwer, den richtigen Faden zu finden und zu verfolgen. Dass Bruckner Originalität in höherem Sinne nicht besitzt, wird Einem je klarer, je öfter man Werken von ihm begegnet; es muss dies, den Exaltationen gewisser Bruckner-Schwärmer gegenüber, einmal kurz und bündig ausgesprochen werden. Im Uebrigen [... über die anderen Werke und das letzte, 6. Konzert ... am Freitag auf Veranlassung von M. E. Sachs Diskussionsrunde über die von Sachs verteidigte Gleichberechtigung der Töne des temperirten Zwölftonsystems, wobei Riemanns Gegenbemerkungen den Sieg davontragen ... keine Signatur]"
[auf S. 317f ein Nachruf auf König Ludwig II. von Heinrich Porges] (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188606245, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188606245
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11