zurück 1.10.1887, Samstag ID: 188710015

Kalendernotiz Bruckners:
»Fr Kathi 7 fl für Okt 1. Okt gezalt.« (*).

Die Katholischen Blätter Nr. 40 berichten auf S. 4 von der Aufführung des »Te deum« [am 29.9.1887]: 
     »Die Jubelfeier im neuen Dome.
[...] worauf der hochwürdigste Bischof den feierlichen Segen gab und das Te Deum anstimmte. Bei dieser Gelegenheit wurde dem andächtig lauschenden Publikum ein Kunstgenuß geboten, wie man selbst in den größten Städten selten einen solchen findet. Des k.k. Hoforganisten Anton Bruckners großes Te Deum, welches unser berühmter Landsmann aus Dankbarkeit für den Empfang einer besonderen Gnade komponirt hat, wurde von der "iedertafel"in Linz unter Leitung ihres Kapellmeisters Floderer in entzückender Weise zu Gehör gebracht. [...]« (**).

Artikel von Maximilian Schwarz (***a) hierüber auch im (***) Linzer Volksblatt Nr. 224 auf S. 3:
»Kirchenmusik im Mariä Empfängnis-Dome
bei der 25jährigen Jubelfeier der Grundsteinlegung am 29. September 1887. 
     Zwei große musikalische Werke waren es, deren gediegene Aufführung der 25jährigen Jubelfeier der Grundsteinlegung des Mariä Empfängnis-Domes einen ganz besonderen Glanz verlieh, nämlich Johann Habert's Cäcilien-Messe und Anton Bruckner's Te Deum.
     [... über Haberts Messe, unter den Solisten Frau Kerschbaum und Schuldirektor Weilnböck, Einlagen von Kothe und Waldeck, die Leitung hatte Burgstaller ...]
     Beim Einzuge des hochwst. Herrn Bischofes spielte Herr Habert die neue prächtige Domorgel und beim Auszuge erfreute Herr Bruckner die Zuhörer durch sein Orgelspiel.
     Die Abendandacht wurde verherrlicht durch die vorzügliche Aufführung von Anton Bruckner's großartigem Te Deum. Diese herrliche Composition wurde gestern zum erstenmale in einer Kirche bei einem Gottesdienste aufgeführt; denn bisher wurde sie wegen ihrer Ausdehnung und wegen der immensen, schwierigen Anforderungen, die Bruckner an den Chor und an das Orchester stellt, nur im Concertsaale zur Aufführung gebracht. Um so höher ist es anzuschlagen, daß es gelungen ist, diese Composition im Mariä Empfängnis=Dome in so vollendeter, ausgezeichneter Weise zu Gehör zu bringen. Bruckner selbst äußerte sich dem Schreiber dieser Zeilen gegenüber, daß es ihn unendlich freue, sein Te Deum zum erstenmale beim Gottesdienste in jener Kirche zu hören, welche ihm so sehr an's Herz gewachsen sei und in welcher auch im Jahre 1869 bei der Einweihung der Votivkapelle seine E-moll-Messe zum erstenmale gesungen wurde.
     Wir brauchen heute wohl nicht auf die einzelnen Schönheiten des großartigen Werkes einzugehen, wir haben dies im vorigen Jahre ausführlich gethan, als wir das Te Deum beim 41. Gründungsfest der Liedertafel Frohsinn im Volksgarten=Salon zum erstenmale hörten.
     Aber all' die tausend und abermal tausend andächtigen Zuhörer, welche gestern die weiten Räume des Mariä Empfängnis=Domes bis auf den letzten Winkel füllten, werden sagen müssen, daß die 25jährige Jubelfeier der Grundsteinlegung nicht schöner und erhabener hätte geschlossen werden können, als durch die grandiose Schöpfung unseres heimatlichen Künstlers Anton Bruckner. Ueber die vollendet schöne Aufführung des Te Deum's durch die Liedertafel "Frohsinn" herrscht nur eine Stimme des Lobes, und dieses Lob gilt allen, die mitgewirkt haben, dem vorzüglichen Soloquartett, Fr. Kerschbaum, Fr. Schmidt=Allizar, Hrn. Poscher und Hrn. Hellmann, den Sängerinnen und den Sängern, den Orchestermitgliedern und endlich dem vortrefflichen, umsichtigen Chormeister Herrn Floderer. Die gestrige Aufführung füllt ein neues Ehrenblatt in der Geschichte der "Liedertafel Frohsinn". Meister Bruckner präludierte in seiner bekannten vorzüglichen Weise während des Ein- und Auszuges des hochwürdigsten Herrn Bischofes. [Signatur:]      M. S.« (***),

und in der (°) Linzer Zeitung Nr. 224 auf S. 1034:
     » * (Festdiner.) Zu dem gestern vom hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Ernest Maria Müller im bischöflichen Palais aus Anlaß der Feier des fünfundzwanzigsten Jahrestages der Grundsteinlegung des neuen Domes gegebenen Festdiner hatten die Ehre geladen zu werden: [... Leonard Achleuthner, Alois Dorfer (Wilhering), Ferdinand Moser (St. Florian), Norbert Schachinger (Schlägl), Dr. Doppelbauer (Rom), Gerhard Haslroither (Schlierbach), J. Müller (Pfarrer in Penzing), alle Dechante, Professoren des Priesterseminars und anderer Institute, der Obmann des oö. Cäcilienvereins, Polizeirat Milbeck,] Herr Hoforganist A. Bruckner, Herr Kapellmeister Floderer, Dombau=Architekt Schirmer, Baumeister Höbarth und noch einige andere Herren.«

und auf derselben Seite:
     » * (Kirchenmusik im neuen Dom.) Die Jubelfeier der Grundsteinlegung im neuen Dome wurde auch in musikalischer Beziehung in würdigster Weise begangen. [... beim Hochamt Habert-Messe unter Burgstallers Leitung mit Frau Kerschbaum und Herrn Weilnböck u.a. ... über Haberts Talent, diesjährige Aufführungen an der Wiener Hofkapelle ...] - Am gleichen Tage wurde bei der Abendandacht Bruckners grandioses Tedeum, das von uns seinerzeit bereits besprochen wurde, durch die Liedertafel "Frohsinn" und das Theaterorchester in vorzüglicher Weise zur Aufführung gebracht. Daß das Werk in der Kirche und mit Herbeiziehung der Orgel eine noch großartigere Wirkung hervorbrachte, als seinerzeit im Concertsaale, läßt sich denken. Daß Bruckners Tedeum, obwohl von tief religiösem Empfinden des Componisten zeugend, keine Kirchenmusik im eigentlichen Sinne ist, ist wohl unbestreitbar; gleichwohl können wir die Aufführung desselben in der Kirche bei außergewöhnlichen festlichen Anlässen, wo überhaupt der Superlativ dominirt, nur billigen. Zur Erhöhung der Feier trug in hohem Grade Brucknes [sic] unerreichtes Orgelspiel bei. [Signatur:] K.« (°).

Von der Aufführung des "Te deum" berichtet auch die Linzer Tagespost Nr. 224 auf S. 3:
     " § Bruckners Tedeum. Bei der kirchlichen Jubelfeier der Grundsteinlegung des neuen Linzer Domes gelangte gestern abends durch die Liedertafel "Frohsinn", einen Damenchor und großes Orchester unter Kapellmeister Floderers Leitung Bruckners Tedeum im neuen Dome zur Aufführung. Das groß gedachte, imposante und interessante, von Beethoven'schem Geiste inspirierte Werk unseres Landsmannes wurde im vorigen Frühjahre bereits in einem Bruckner=Concerte der Liedertafel "Frohsinn" im Concertsaale aufgeführt und hat damals auch in diesem Blatte eingehende Besprechung und Würdigung gefunden. Wie alle kirchlichen Tonwerke, wenn sie nicht gar zusehr modern dramatisch gehalten sind, macht auch Bruckners Tedeum auf seinem wahren Platze, im Gotteshause, eine noch tiefere, erhebendere Wirkung als im Concertsaale, wo man auch kirchliche Compositionen unwillkütlich mehr nach ihrem musikalischen Gehalte überhaupt untersucht. Daß die dynamische Wirkung im Dome geringer ist als im Concertsaale, ist begreiflich, sowie etwaige Differenzen dort bei weitem eher fühlbar werden als hier. Auch ist die akustische Wirkung im neuen Dome nicht auf jedem Standpunkte gleich günstig. Das schwierige Werk, welches große Anforderungen an die Sänger stellt, wurde würdig zu Gehör gebracht. Außerordentlich günstig klangen von den Solostimmen Sopran und Alt. Der persönlich anwesende Meister Bruckner beglückte die Anwesenden auch durch ein Präludium auf der schönen neuen Orgel." (°°).

Die Musikalische Rundschau Nr. 1 teilt auf S. 6 mit, daß im Verlag Wetzler Bruckners »Antiphon« [»Tota pulchra es«] und »Ave Maria« [WAB 6] erschienen sind. Kurze Beschreibung beider Chöre:
     »Musik-Literatur.
Anton Bruckner:
Zwei Kirchen-Chöre: 1. Antiphon, 2. Ave Maria. - Em. Wetzler, Wien.
    Wie schon der Titel andeutet, sind die beiden neuen Chorcompositionen Bruckner's eine Bereicherung der Kirchenmusik-Literatur im engeren Sinne und lediglich zur Aufführung beim katholischen Gottesdienste bestimmt. In denselben verräth Meister Bruckner wieder den würdigen Cäcilianer, der als gehorsamer Sohn seiner Kirche, die Vertonung der Texte im rein liturgischen Geiste durchführt, und fesselt im hohen Grade auch unser musikalisches Interesse, obwohl er seine Kunst den Intentionen kirchlicher Vorschriften vollkommen unterordnet. - Der erste der beiden Chöre enthält weihevolle "Antiphonien" für gemischten Chor, wobei der Componist sein Lieblingsinstrument, die Orgel, in origineller und doch streng kirchlicher Weise behandelt. Anstatt dieselbe nämlich als stete Begleitung des Gesanges zu verwenden, tritt erst bei den Worten "Tu gloria" des psalmodirenden Solotenors das ganze Orgelwerk ein und erhöht mit seiner Macht auch den in voller Stärke einfallenden Chor. - Das "Ave Maria" ist ein zart empfundener vollstimmiger Vocalchor für Sopran, getheilte Alte, Tenore und Bässe, in welchem sich die Knaben- und Männerstimmen nach innig schlichtem Wechselgesang zu effectreichem Chorsatze vereinigen. Wir hoffen den beiden schönen Compositionen recht bald in der Hofcapelle und anderen durch Aufführung guter Musik hervorragenden Kirchenchören zu begegnen. [Signatur:] v. L.«.
Inserat (wie am 10.4.1887) hierzu auf S. 12 (°°°).

"Die Lyra" Nr. 1 (302) weist auf S. 12 auf einen Bruckner-Artikel hin:
                "Bücherschau.
[...]
     Deutschnationaler Kalender für Oesterreich. Herausgegeben von Carl W. Gawalowski. (Graz. F. Goll.) [... bald erscheint der 3. Jahrgang ...] Von besonderem Werthe wird auch diesmal das dem Kalender beigegebene reich illustrirte Deutsche Jahrbuch sein. Der Inhalt desselben [... u. A. Robert Hamerling, Felix Dahn, Aurel Polzer ...]. Deutsche Sprüche von A. A. Naaff. Anton Bruckner. Deutsches Lied von A. Ohorn. Nationales Allerlei. Deutscher Humor." (a).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188710015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188710015
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11