zurück 27.1.1888, Freitag ID: 188801275

Ausführlicher Artikel Theodor Helms über die 4. Symphonie und das »Te deum« [am 22.1.1888] in der Deutschen Zeitung Nr. 5774 auf S. 1 - 2. [?] Darin wird auch die Nürnberger Aufführung der 7. Symphonie [23.1.1888] erwähnt:

»Concerte.
(Bruckner's Es-dur-Symphonie. - Sophie Menter. - Schumann's „Das Paradies und die Peri”.)
   Eine musikalisch bedeutungsvolle Woche. Eingeleitet durch den gewichtigsten Vorabend [... Tristan ... »Manfred«-Aufführung wurde bereits besprochen ...] Dagegen erwarten die Leser von uns gewiß einen ausgiebigen Nachtrag zu den knappen Berichten über die beiden großen Concerte der letzten Tage und wir kommen hiermit ihrem Wunsche nach.
   Die Bruckner=Feier - wie man das glorreiche Concert vom 22. d. wohl nennen kann - begann bekanntlich mit der vierten Symphonie des Meisters und schloß mit seinem Tedeum. [... zum Tedeum lese man den Artikel vom 13.1.1886 ...] Bruckner's Es-dur-Symphonie möchten wir dagegen nachstehend etwas näher beleuchten, da das Werk seit 1881 in Wien nicht mehr öffentlich gehört wurde, wir damals noch nicht in der Lage waren, uns über dasselbe auszusprechen, und es überhaupt am letzten Sonntag völlig wie eine Neuheit wirkte. [... über die 4. Symphonie ... Lob vor allem für den ersten Satz ...] Ueber das Finale der Symphonie werden die Meinungen am meisten auseinandergehen; es ist ohne Zweifel der phantasievollste Satz, ein kleines Drama für sich, in welchem die Instrumente förmlich mit einander sprechen, aber in logischer und architektonischer Beziehung wohl Alles eher, als eine durchgeführte thematische Arbeit, vielleicht am besten als geniale Improvisation auf dem Orchester zu bezeichnen. [... Coda gehört zu den erhabensten Eingebungen des Meisters ... diese geheimnisvolle Musik paßt nicht zum »Modepublicum« ...] der ernste, tiefsinnige Bruckner aber verbleibe seinen Freunden und Verehrern, sowie allen Denjenigen, welche sich sonst noch aufrichtig für seine Sache interessiren. Wie der Besuch des letzten Concertes bewies, zusammen immerhin eine recht stattliche Gemeinde, völlig ausreichend, um den Wiener großen Musikvereinssaal in allen seinen Räumen zu füllen. [... über das Konzert Sophie Menters ... über Schumanns »Peri« und »Manfred« ...] Diese zwei berühmten Tonschöpfungen innerhalb eines Zeitraumes von acht Tagen zu hören, konnte dem Kritiker nur willkommen sein.
Theodor Helm.« (*).

Brief von Betty von Mayfeld an Bruckner (in Schwanenstadt geschrieben):
   Leider habe sie seinem Triumph nicht miterleben können. Endlich finde Bruckners Genie, das sie schon immer erkannt habe (worauf sie stolz sei), bei seinen Landsleuten und den Kritikern Anerkennung. Der Beethoven der Neuzeit möge noch lange komponieren (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188801275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188801275
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11