zurück 9.2.1888, Donnerstag ID: 188802095

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 7 bringt auf S. 79 einen Wiener Musikbrief, in dem Josef Schalks Aufsatz in den Bayreuther Blättern 1884 [Oktober 1884] und auch die Plakatierung zum Konzert vom 22.1.1888 (mit 4. Symphonie und »Te deum«) durch den Wagner-Verein erwähnt wird.
"Das erste Gesellschaftsconcert der Saison (20. Nov.) brachte Mendelssohn's "Paulus" [...] Der Abend [Interner Abend des Wiener akademischen Wagner-Vereins mit dem Sänger Plank] wurde noch dadurch interessant, dass an demselben statt des von Wien übersiedelten bisherigen verdienten Chordirigenten Hrn. Eduard Schütt zum ersten Mal Hr. Josef Schalk den Taktstock führte. Hr. Schalk, dessen Name den Lesern vielleicht durch seinen Aufsatz über Anton Bruckner 1884 in den "Bayreuther Blättern" erschienen) bekannt sein dürfte, in Wien bisher hauptsächlich als einer der geistreichsten Pianisten geschätzt, fand sich überrascheend schnell auch in seine neue Würde an der Spitze des Wagner-Vereinschores. [... Der Wagner-Verein] lebt aber trotzdem rüstig fort, wie jeder jetzt zufällig in Wien weilende Fremde den grossen, überall an den Strassenecken prangenden Placaten entnehmen könnte, welche zwei vom Wagner-Verein veranstaltete, noch im Monat Januar stattfindende grossartige Musikaufführungen ankündigen: ein Bruckner-Concert (mit der 4. Symphonie und dem "Te Deum") und ein Wagner-Concert [... über die Bedeutung des Vereins ... Dömpke wurde von der Redaktion der Wiener Allgemeinen Zeitung in schnöder Weise "gegangen"...] Es war hier kein Geheimniss, dass Hr. Dömpke eine reine Creatur des Kritikers der "Neuen fr. Presse" und von diesem nur deshalb nach Wien gebracht worden war, damit er über Wagner, Liszt, Bruckner, überhaupt über die gesammte neudeutsche Richtung Das schreibe, was selbst zu Papier zu bringen, sich doch der Hofrath und Universitätsprofessor Hanslick schämte. Bekanntlich stammt von Hrn. Dömpke das schöne Wort: Bruckner componirt wie ein - Betrunkener! [... über weitere Konzerte ... über Sarasates Virtuosenspielereien], wie dergleichen vielleicht vor 50 Jahren Mode war, heute aber beinahe als eine Beleidigung des Publicums erscheint.
     (Schluss folgt.)
[Signatur beim letzten Teil des Musikbriefes am 1.3.1888:] Dr. Theodor Helm." (*).

Das Prager Tagblatt Nr. 40 schreibt auf S. 6 über den am 28.1.1888 erschienenen Bruckner-Aufsatz:
     " - Dr. Lauser's Allgemeine Kunstchronik in Wien bespricht in ihrer letzten, reich ausgestatteten Nummer die Werke des Tonsetzers Bruckner in einer den Prager Musikfreunden mehr zusagenden Weise, als jene Blätter, die den seltsamen Componisten in die Wolken erheben. Der nüchterne und gerechte Beurtheiler ist Richard v Perger." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188802095, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188802095
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11