(*) Linzer Zeitung:
»Zweiter Vortragsabend des Linzer Wagner=Zweigvereines.
Linz, 8. April.
Samstag den 7. d. fand im landschaftlichen Redoutensaale der zweite Vortragsabend des Linzer Zweigvereines des allgemeinen Richard Wagner=Vereines statt und erfreute sich eines guten Besuches.
Das Programm enthielt theils Vorträge von Chorgesängen alter Musikmeister aus dem 16., 17. und 18. Jahrhunderte, theils Vorführungen Wagner'scher und Bruckner'scher Compositionen für das Clavier übertragen. [... Lob für den Chor unter Leitung des artistischen Leiters Theodor Schmidt, für Frau Schmidt-Allizar und für die von Josef Schalk und Ferdinand Löwe an zwei Klavieren gespielten Wagnerschen Stücke ...] Ebenso entzückten die genannten ausgezeichneten Künstler das andächtig lauschende Publicum durch die Vorführung von zwei Theilen aus der romantischen (IV.) Symphonie unseres großen Landsmannes Anton Bruckner, und zwar spielte Herr Löwe den herrlichen ersten Satz und Herr Schalk das wunderliebliche Scherzo. [... lebhafter Beifall ... interessant ein Zitat aus Speidels Besprechung im Fremdenblatt (vgl. 7.4.1888):] In einer Gesellschaft von Freunden wurde Bruckner aufgefordert, das Programm seiner Symphonie zu entwickeln, was er denn mit jener Mischung von Ernst und Schalkhaftigkeit, die in seinem Wesen liegt, auch sofort that. "Im ersten Satz," sagte Bruckner, "wird von der Linzer Stadtkirche das neue Jahr ausgeblasen [sic]. Im zweiten will ein verliebter Bursch fensterln gehen, wird aber von dem Mädchen nicht eingelassen. Der dritte stellt eine Hasenjagd vor und im vierten - ja, da weiß ich selbst nicht mehr, was ich dabei gedacht habe ..." In Bruckners Worten, wie in seinen Werken liegt Geniallität. [...] [... über das Passionswerk von Graun ...] Die Anwesenden spendeten den Mitwirkenden und insbesondere dem artistischen Leiter des jungen aufblühenden Vereines, Herrn Theodor Schmidt, welcher sich um das Zustandekommen des Concertes große Verdienste erworben hat, stürmischen Beifall. Wir wünschen dem Vereine, welcher seinen Mitgliedern so Vortreffliches bietet, daß er allerorten jene Unterstützung finden möge, welche er im Interesse der Sache, die er vertritt, verdient.« [keine Signatur] (*).
(**) Linzer Volksblatt:
" - Wagner=Verein. Der Linzer Zweigverein des allgemeinen Richard Wagnervereines bereitete an seinem zweiten Vortragsabende seinen Freunden und allen Liebhabern der ernsten Musik einen seltenen und auserlesenen Genuss. [... ausführlich über die älteren Werke ...] Wir müssen nun auch die neuere Musik erwähnen. Richard Wagner's Werke sind bekannt und sie werden trotz vielseitigem Widerspruche immer bekannter. Viel weniger bekannt, ja von vielen auch verkannt, sind Anton Bruckner's Tonschöpfungen. Es wurden uns aus der IV. sogenannten romantischen Symphonie Bruckner's der erste Satz und das Scherzo vorgeführt und wir waren hochentzückt von der Schönheit dieses Werkes. [... Lob für die Interpreten und den Dirigenten Theodor Schmidt ...] Das Concert war sehr gut besucht; das Publicum spendete allen Mitwirkenden reichlichen Beifall und harrte standhaft aus, obgleich die gewöhnliche Concertdauer weit überschritten wurde. M. S." (**).
[Tagesbote Brünn siehe 11.4.1888] (***)
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188804105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188804105letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11