Kalendernotiz Bruckners: »3. Aug. [...] Bruckner« [Segenmesse, Dienst an der Hofkapelle] (*).

Die Linzer Zeitung, signiert "K." [= V. Kerbler], berichtet über die Kirchenmusik in der Kirche am Freinberg am Ignatius-Fest [31.7.1889], bei der auch ein »Tantum ergo« Bruckners [vermutlich WAB 42] aufgeführt wurde:
     " * (Kirchenmusik.) Anläßlich des St. Ignatius=Festes besorgte auch in diesem Jahre wieder der Stiftschor von St. Florian bei dem von dem hochw. Herrn Propste von St. Florian in der Kirche am Freinberge celebrirten Hochamte, sowie bei den übrigen Diensten die Kirchenmusik. [... Messe des Palestrina-Schülers Felice Anerio ...] Der Chor, welcher, wie wir hören, unter der Leitung des hochw. P. Joseph Weidinger vom Collegium am Freinberge stand, war seiner schwierigen Aufgabe vollkommen gewachsen [...]. Von den übrigen zur Aufführung gebrachten Werken erwähnen wir ein ungemein zart gehaltenes Salve Regina von Gänsbacher und ein Tantum ergo von Anton Bruckner, das, mit einer Prägnanz, wie vielleicht nur Mozarts Ave verum, wahrhaft ekstatische Anbetung zum Ausdruck bringt. - [... beschämend im Vergleich dazu sei der Stand der Linzer Kirchenmusik ... viele fehlerhafte Einsätze, so daß der Priester mit einem "Dominus vobiscum" weiteren Versuchen ein Ende macht ... Disharmonien ("was wir Harmonie nennen, [ist] schon längst ein überwundener Standpunkt") ... Organist spielte in A-Dur, der Chor sang in As-Dur ... die kirchlichen Organe tolerierten "diesen gesungenen Scandal" ...] Wir können uns recht gut denken, daß in einer Kirche, die selbst noch unfertig ist und in welcher man auf Schritt und Tritt Provisorien begegnet, auch hinsichtlich der Musik die Anforderungen auf das allerbescheidenste Maß reducirt werden, allein wo die Würde das Gotteshauses consequent verletzt wird, ist eine Toleranz übel angebracht.
          K." (**).