Klavieraufführung des Adagios der 7. Symphonie durch Hynais und Bause in einem Wagner-Gedenkkonzert des Neuen Richard-Wagner-Vereins in Wien. Weitere Mitwirkende: Herr Haller, Frl. B. Bier und Herr Herold (Violine) (*).

 

Bruckner wird erwähnt in einem Feuilleton-Artikel der Linzer Tages-Post Nr. 38 auf S. 1:
"  Balladen und Lieder von Josef Reiter.

      In unserer Zeit wird viel Musik gemacht, aber wenig gute. Seitdem die beiden Tonheroen Wagner und Liszt die Augen für immer geschlossen, trat das Epigonenthum recht vorlaut in den Vordergrund, um die Concertsäle und Operntheater mit seinen schlechten Machwerken zu überschwemmen. Wie betrübend und unendlich schmachvoll für unsere deutsche Kunst ist es doch, daß der einzige große Meister der Gegenwart, der noch lebend uns mit seiner rüstigen Schaffenskraft erfreut, Anton Bruckner, so wenig Anerkennung findet und erst in den letzten Jahren, da der Tondichter bereits im Greisenalter steht, seine Werke öfter zur Aufführung kommen. Mit warmer, innigster Freude müssen wir daher einen hochbegabten Componisten wie Josef Reiter begrüßen, dessen Schöpfungen uns eine große Zukunft seiner Kunst erwarten lassen.

     Josef Reiter ist gleich Bruckner ein geborener Oberösterreicher – sein Vater war ebenfalls in Linz als Musiker bekannt und geschätzt – und steht gegenwärtig im 30. Lebensjahre. [... musikalische Entwicklung von Schumann zu Wagner, Liszt und Bruckner ... in Wien Balladen von Ernst Appel gesungen ...]

     [... Chöre ...] Auch ein Quartett hat Reiter geschaffen, das wir seit Bruckners Quintett für das bedeutendste halten, was auf diesem Gebiete geleistet wurde. [... Opernprojekt ... Göllerich plant Werke Reiters für Nürnberg ... ]

     Herr Reiter war lange Zeit der künstlerische Leiter des neuen Richard Wagner=Vereins, welcher, nachdem der Componist seine Stelle in demselben wegen Mangels an Zeit niedergelegt, von seiner Bedeutung beinahe alles eingebüßt hat.

[...]

    Wien, im Februar 1892.         Zosef Stolzing." [sic] (**).