Die Linzer Zeitung berichtet auf S. 539 [?] über das Konzert vom 28.4.1892 (mit den Mittelsätzen des Quintetts):
"Kammermusikabend A. Rosé.
Der Kammermusikabend Rosé und Genossen bildete eine sehr dankenswerte Ergänzung der Quartettproductionen unserer heimischen Kräfte. [...] ausschließlich Werke schwereren Calibers: zwei Sätze aus Bruckners F-dur-Quintett, Schumanns herrliches A-dur-Quartett und das so selten gespielte C-dur-Quintett von Beethoven.
Warum aus Bruckners Quintett nur zwei Sätze gespielt wurden, ist uns nicht ganz klar. Das prächtige, dem Herzog Max Emanuel in Bayern gewidmete Werk ist allerdings keine Musik für die sogenannte reifere Jugend, allein wir glauben, daß unser Publicum, insoweit es überhaupt Quartett-Productionen besucht, musikalisch keineswegs von so zarter Constitution ist, daß es auf halbe Ration, gewissermaßen auf Spitalskost gesetzt werden müßte. Es gab wohl eine Zeit, in welcher die musikalische Güterschlächterei gang und gäbe war, in der man die Kammermusikwerke unserer Classiker dem Publicum satzweise, man möchte sagen löffelweise beibrachte, oder wenn man schon ein ganzes Werk zur Aufführung brachte, zwischen die einzelnen Sätze Gesangsnummern einschob, wie man einem Kinde nach jedem Löffel bitterer Medicin ein Stück Zucker in den Mund steckt. Diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei, und der künstlerische Geschmack ist heute so geläutert, daß es z. B. niemandem mehr einfallen dürfte, einzelne Sätze aus den letzten Streichquartetten Beethovens herauszureißen.
Was aber dem einen recht ist, ist dem andern billlig, und zwar im vorliegenden Falle umsomehr, als Bruckner mit seinem Quintatte thatsächlich an Beethovens letzte Quartette anknüpft. An den späteren Beethoven erinnert insbesondere die Großartigkeit der Motive, von denen manche geradezu symphonischen Charakter tragen, sowie die immense thematische Gestaltungskraft des Componisten. An die letzten Beethoven'schen Quartette erinnert u. a. auch manche Freiheit in der Form, insbesondere aber in der Modulation. So ist in Bruckners Quintett der erste Satz in F-dur, der zweite in Ges-dur, der dritte in D-moll und der letzte über As in F. Von ganz eigenthümlichem Reiz und durchaus originell sind in Bruckners Werk gewisse Klangwirkungen, die bei der gestrigen Aufführung selbstverständlich zur vollen Geltung kamen. Das Adagio ist ein breiter Gesang, dem auch die Contraste nicht fehlen. Das Scherzo ist geradezu im Volkstone gehalten, den Bruckner überhaupt in seinen bewegten Sätzen sehr glücklich zu treffen weiß. Von ganz eigenthümlicher Wirkung ist die in der zweiten Viola und im Cello durch mehr als zwei Octaven fortschreitende Tonleiter. Das Trio ist ungemein gesangvoll. Beide Sätze wurden vom Publicum mit großer Wärme aufgenommen.
" CINCINNATI MUSICAL FESTIVAL.
Theodore Thomas Director and Eminent Talent from Abroad Secured.
CINCINNATI, Ohio, April 29.–Cincinnati's tenth biennial May festival of music is appointed to begin May 24 and to close May 28. [... Ehrenamtliche Organisatoren ...].
The leading works to be produced are Mendelssohns's "St. Paul," Bach's Christmas oratorio, and Dvorak's "Requiem Mass." with much of Beethoven, Wagner, Gluck, Weber, Mozart, Becker, Bruckner, and other composers. [...]
[... Solisten ...]
The orchestral music is by Theodore Thomas Orchestra and Mr. Thomas is the musical director. The concerts are given in Music Hall, which is really an outgrowth of the May festival idea. The chorus is made up of local singers, admitted only after a careful examination and has been under the training of Professor Blumenschein of Dayton, Ohion [sic]." (***).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189204305, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189204305letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11