zurück 4.5.1892, Mittwoch ID: 189205045

Die Neue Zeitschrift für Musik Nr. 18 bringt auf S. 207 einen Saisonrückblick von Felix Freiherr von Wartenegg, in dem Löwes Wiedergabe von 2 Sätzen der 1. Symphonie [am 30.12.1891] lobend erwähnt wird:
"                                    Wien (Schluß).
     Der Wiener acad. Wagner=Verein, über dessen dritten und vierten internen Musikabend wir noch zu berichten haben [... über den 3. Abend (u. a. Mozartfeier) ...] Noch Interessanteres bot der vierte interne Musikabend, [... Cornelius, Liszt ... daneben sei noch] eines Claviervortrages des Professor Ferdinand Löwe gedacht. Das Object des letztern waren zwei Sätze aus der C moll=Symphonie von Ant. Bruckner, um deren Verständniß sich Herr Löwe durch seinen analitischen und dynamisch abgestuften Vortrag sehr verdient gemacht.
     [... über weitere Konzerte ...]      F. W." (*).
Auf S. 203f bespricht Bernhard Vogel Vokalkompositionen von Friedrich Klose, darunter ausführlich (mit Notenbeispielen) die Messe in d-Moll (Bruckner wird nicht erwähnt):
"         Vocalcompositionen von F. Klose.
F. Klose, Op. 6. Messe in D moll für Soli, Chor, Orchester und Orgel. Berlin, Friedrich Luckhardt.
     "Dem Andenken des großen Meisters Franz Liszt" ist, wie ein Blick auf den Clavierauszug lehrt, diese Messe gewidmet; [... die einzelnen Sätze ... über einige Lieder ...] Bernhard Vogel." (*a).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 1197 befaßt sich im Feuilleton (signiert "H. P." [Hans Puchstein] auf S. 1 auch mit der Teilaufführung der f-Moll-Messe [am 23.4.1892]:
»                Concerte.
[...]
     Die Concert=Saison hat sich in diesem Jahre besonders weit hinausgezogen. Auch nach dem Osterfeste wollte das lustige Musiciren in unseren Concertsälen noch nicht verstummen und gar manches dieser Spätlinge darf zu dem Besten gezählt werden, was während der ganzen Saison geboten wurde. So beschloß der akademische Wagner=Verein die Reihe seiner Aufführungen mit einem Musikabend, der in Bezug auf Güte des Programms und Vortrefflichkeit der Ausführung die Concerte unserer großen musikalischen Vereinigungen weit hinter sich ließ. [... nach Liszt und Palestrina bildete] Bruckner's "Sanctus", "Benedictus" und "Agnus", aus des Meisters Messe in F-moll, einen weihevollen Höhepunkt des Concertes, das durch die Mitwirkung Theodor Reichmann's eine ganz besondere Anziehungskraft ausübte und dementsprechend auch unter riesigem Andrange des Publikums stattfand. [... "Meistersinger"-Szenen mit Reichmann und Henriette Standthartner ...]
     Die Weihe, die Theodor Reichmann dem Concerte als reproducirender Künstler verlieh. erfuhr durch die Mitwirkung Vater Bruckner's, des schaffenden Meisters, womöglich noch eine Steigerung. Die in den Jahren 1867 und 68 componirte F-moll-Messe, die dritte, die der Meister geschaffen, ist ein Wunderwerk in des Wortes ernstester Bedeutung. Man glaubt sich beim Anhören dieses gewaltigen Werkes von dem Hauche der Gottheit selbst berührt, man wähnt das Antlitz des Allmächtigen selbst zu erschauen, wenn Bruckner's Feuergeist das "Heilig, heilig, heilig ist der Herr!" ertönen läßt, und fühlt alle Beängstigung, alle demüthige Zerknirschung des unter seiner Sündenlast erschauernden Herzens mit, wenn der Chor immer inniger und dringender das "miserere nobis" zum Himmel emporsendet. Eine eingehende Besprechung des herrlichen Werkes behalten wir uns auf den hoffentlich nicht mehr fernen Zeitpunkt vor, der uns eine vollständige Orchester=Aufführung der Messe beschert, für heute constatiren wir classische Leistung des Wagnervereinschores, seines Dirigenten und der mitwirkenden Solisten, unter denen namentlich Herr Carl Giannoni durch seine prächtige Baßstimme angenehm auffiel. Zwei Tage vor dem Musikabende des Wagner=Vereines hörten wir [... über Liederabende ...]   H. P.« (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189205045, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189205045
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11