Die vorgeschlagene Datierung für den Bayreuth-Aufenthalt steht in Widerspruch zu Wilhelm Zinnes Bericht, er habe Bruckner am 23.7.1892 und auch zwei Tage zuvor in Wien getroffen (38/246-256). Man muss eine fehlerhafte Datierung bei Zinne annehmen.

Bei 38/264f ist der Bayreuth-Aufenthalt zumindest vor den 24.7.1892 einsortiert.

Die Tage 28.7. bis 1.8.1892 kämen auf den ersten Blick auch in Frage, doch sprechen die Briefe vom 27.7.1892 dafür, daß Bruckner bald danach nach Steyr gegangen ist [am 28.7.1892].

 

Für die vorgeschlagene Datierung spricht auch die Beobachtung, dass Bruckner (im Gegensatz zur sonstigen Gepflogenheit in diesen Monaten) seine Gebete vom 19.7. bis 22.7. morgens nur pauschal, zum Teil nur mit dem Vermerk "do" [dito] notiert hat (Faksimile bei 1040b/365.

 

Richard Strauss zufolge war die 1. Parsifal-Aufführung dieses Jahres am 21.7.1892 (888/137, so auch bei Oswald Georg Bauer: Geschichte der Bayreuther Festspiele. 2016. Band I).

Laut Humperdincks Tagebuch war am 16.7.1892 die Generalprobe zu Tristan, am 19.7.1892 die der Meistersinger, am 21.7.1892 die erste Parsifal-Aufführung (1220a/171).

Wenn man nicht annehmen will, dass Bruckner nur die Generalproben miterlebt hat, muss man folgern, dass Wilhelm Zinne sich in der Datierung seines Wien-Aufenthaltes (20. - 23.7.) geirrt hat und Bruckner sowohl die Parsifal-Premiere am 21. Juli und die Tristan-Premiere am 22.7.1892 hat besuchen können. Den Tannhäuser hätte er allenfalls in der Generalprobe hören können, am Tag der Premiere (24. Juli) war er wieder in Wien.

 

(In einem Konzert anläßlich der Musikausstellung dirigiert Grädener am 21.7.1892 die 1. Serenade von Fuchs (318/72)).

 

neu2018 (Datum)