[Brief Bronsarts an Bruckner?] Nach direkten Verhandlungen wegen der Aufführung der 7. Symphonie erfährt Bruckner durch Bronsart, daß jedem Komponisten beim Musikfest etwa eine Viertelstunde zugestanden werde. Bittet daher um Überlassung des 150. Psalms. Auch Brahms und Goldmark seien nur mit kurzen Ouvertüren vertreten (*).

In der Internationalen Musik- und Instrumenten-Zeitung Nr. 6 erscheint auf S. 3 - 5 ein Bericht über das Sängerbundesfest in Krems, bei dem auch der »Germanenzug« [am 3.7.1892] aufgeführt wurde:
"SÄNGER-ZEITUNG. | Organ für die Interessen des Männer-Gesanges. | Unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner redigirt von EDUARD KREMSER. [...]
          VII. n.-ö. Sängerbundesfest
          am 2. und 3. Juli 1892.
[... ausführlicher Bericht von den Geschehnissen ... eine einzige Gesammtprobe, trotzdem recht gut ... Konzertbeginn mit Verspätung, daher waren die Sängerplätze zum Teil schon vom Publikum besetzt, kaum die Hälfte der teilnehmenden Sänger nahm am Konzert teil ...]
     Die interessanteste Nummer des Programms war unstreitig der "Germanenzug" mit Begleitung von Blech-Instrumenten von Bruckner. Kraftstrotzend, voll genialer Züge, im Mittelsatze von hehrer Schönheit, übt diese Composition einen tiefen Eindruck auf die Zuhörer aus. Der jubelnde Beifall, in welchen Sänger und Publikum nach Absingung dieses Chores ausbrachen, galt dem grossen, genialen Tondichter, den Oesterreich so glücklich ist, sein Eigen zu nennen. Die Aufführung war eine vorzügliche. Der Mittelsatz, vom Wiener Männergesangvereine und vom Schubertbunde im Vereine gesungen, wurde wunderbar schön und trotz der so schwierigen Intonationen glockenrein zu Gehör gebracht. [... über die folgenden Nummern ...]
     Es sei noch der ausgezeichneten Leistungen der Musikkapelle vom 49. Infanterie-Regimente Freiherr von Hess gedacht, welche die zum Theile sehr schwierigen Begleitungen zur besten Geltung brachte und unter der Leitung ihres begabten Capellmeisters Herrn Wagner wesentlich zum Gelingen des Fest-Concertes beitrag. [... keine Signatur]." (**).

Diese Zeitschrift teilt auf S. 10 auch mit, daß am 24.7.1892 in Reichenberg der »Germanenzug« aufgeführt wurde:
     "Jeschken-Isergau-Sängerbund. Derselbe hielt am 24. Juli l. J. anlässlich seines 15jährigen Bestandes in Reichenberg sein Festconcert unter der Leitung des Bundeschormeisters Herrn Josef Schmidt aus Reichenberg und Mitwirkung der Musikcapelle des k. u. k. Infanterie-Regimentes Nr. 94 ab. Das Programm enthielt nachbenannte Chöre: [... Brambach, Eyrich, Möhring, Kremser, Pedbertsky, Dregert, C. M. v. Weber] und "Germanenzug" von Anton Brukner." [sic] (***).

In der "Lyra" XV, Nr. 21 (416), ist auf S. 180 [= S. 2] (signiert "N." [vermutlich A. A. Naaff]) zu lesen, daß Bruckners Büste [von Tilgner] in der Musik- und Theater-Ausstellung zu sehen ist:
"  Allgemeine Ausstellung für Musik= und Theaterwesen in Wien.
(Bei den Groß= und Kleinmeistern der Tonkunst. - Die Gibichungenhalle.)
                     II.
    Stets ist die rechte, gesunde Mitte zwischen Ideal=Fantasterei und grober Naturalisterei zu suchen! Von besonderem Interesse sind auch die Bilder und Büsten der Beethoven'schen Frauengestalten: [... in der Folge auch über Bildnisse und Autographen anderer Komponisten ...] schreiten wir von den modernen Meistern der Gegenwart bis zu Brahms u. A. Bruckner fort, dessen lebenstreue Büste besonders auffällt
     [... ausführlich über die Richard Wagner gewidmete Gibichungenhalle ...] und wir müssen diese Halle als eines der bestgelungenen, vornehmsten und schätzbarsten Ausstellungswerke bezeichnen.               N." (°).

Auf S. 182 (= S. 4) wird das Sängerfest vom 3.7.1892 besprochen:
"Das 8. niederösterreich. Sängerbundesfest in Krems.
                          (Schluß.)
     Das Festconcert selbst, das bald nach 5 Uhr begann, darf im Allgemeinen als gelungen bezeichnet werden. [... Störung durch Platz- und Verpflegungsuchende ... Ansprachen und Chöre teils nur vorne zu verstehen ...] A. Bruckners "Germanenzug", Gesammtchor unter Ed. Kremsers Leitung (Soli Wiener M.=G.=V. und Schubertbund) und "Ermunterung" von M. v. Weinzierl (Leitung H. Cubasch) fanden trotz mancher Einzelnschönheiten und der guten Durchführung nicht die volle Auffassung und Gesammtwürdigung. [... erwähnte Organisatoren [am 15.7.1892 deutliche Kritik an Fehlplanungen!] und Anwesende: von Krems Vorstand Dr. F. Spängler, Chorleiter Ignaz Walter, Bgm. Dr. Ludwig Heinemann, Prof. Josef Wichner, vom niederösterreichischen Sängerbund Dr. von Olschbaur, August Fetzmann, Hofmann, Janetschek, W. Förstl und J. Melnitzky ...]" [keine Signatur, auch nicht am 15.7.1892] (°a).

Besprechung des Konzerts vom 2.7.1892 in "Der Kyffhäuser" auf S. 180: "Sommerliedertafel des akademischen Gesangvereines. Ein zahlreiches und gewähltes Publicum fand sich am 2. d. M. im Volksgarten zur letzten Unternehmung dieses Vereines im laufenden Semester ein. [...] An der Spitze der Vorträge stand "Das deutsche Lied" Dr. Anton Bruckner's [WAB 63], das für das Erste deutsch=akademische Sängerfest in Salzburg componirt und dort von 500 jugendlichen Stimmen gesungen, gewiß nicht weniger Beifall und Aufsehen erregt haben dürfte, als hier. Die Composition des kurzen aber inhaltvollen Textes ist dem Meister in der großartigsten Weise gelungen; von Trompeten und Posaunen getragen, steigert der Chor unter den höchsten Anforderungen an Stimme und Schulung die Wirkung von Zeile zu Zeile. Nicht endenwollender Beifall lohnte die Vortragenden und den Componisten, der wie gewöhnlich anwesend war und in enthusiastischer Weise gefeiert wurde. [... die anderen Werke ...] So fand ein für den Verein arbeits= und ehrenvolles Jahr, in welchem drei außergewöhnliche Unternehmungen: Brucknercommers, Salzburger Sängerfest, Bismarckständchen wie Marksteine hervorragen, seinen würdigen Abschluß. Dr. Gustav Rosmanit." (°°).
[Auf dem Titelblatt (S. 161) ein militantes Gedicht von Felix Dahn "Die Waffen hoch!" als Reaktion auf Bertha von Suttners "Die Waffen nieder!"]