zurück 27.9.1893, Mittwoch ID: 189309275

Telegramm Bruckners an Pius Richter:
    [Telegramm No] 6010 / »hochwolgeboren herrn pius / richter k k vice hofkapellmeister / in -- wien -- roemisch 1 / hof no 6 / wien fr steyr 760 39 4 / gratulire aus ganzer seele zur neuen / auszeichnenden aber laengst verdienten wuerde / eines wirklichen k k vice hofkapellmeisters! = / steyr 27 september bruckner . +«. links oben Stempel »27/9« und [Uhrzeit?] »4 30« und [Bearbeiter] »FUCHS«. Links unten gedruckt »D. S. Nr. 759. (Auflage 1893)« (*).

Positive Kritik von Felix Freiherr von Wartenegg über die Aufführung der f-moll-Messe (mit »Locus iste« als Graduale) durch den Wagner-Verein [am 23.3.1893] in der Neuen Zeitschrift für Musik Nr. 39 auf S. 400:
"                                     Wien (Schluß).
     Als die größte und bedeutendste Unternehmung des Wagnervereins in diesem Jahre muß jedoch die im großen Musikvereinssaale veranstaltete Aufführung von Bruckner's F moll-Messe bezeichnet werden. Dieses, von tiefem religiösen Gefühl Zeugniß gebende, klangschöne Werk steht mit seinen klaren Formen und stilgemäßen Orchestration in seltsamen [sic] Contraste zu der in diesem Berichte schon besprochenen "achten Symphonie" desselben Meisters, welcher Contrast sich nur dadurch erklären läßt, das Bruckner erstens diese Messe vor mehreren Jahrzehnten componirte, wo er noch nicht die Wagner'sche Musik studirte und zur Ansicht gelangte, daß das, was nur für das Musikdrama gilt, auch auf alle anderen Gattungen der Tonkunst ausgedehnt werden müsse, zweitens, diese Messe zum Gebrauche bei dem Kirchendienst geschrieben, und die Formen, welche der das Hochamt begleitenden Musik auferlegt sind, genau berücksichtigen mußte. [... in Wien bisher kirchliche Aufführungen, nun dank Wagner-Vereins im Konzert ... über Kyrie, Gloria und das Credo, welches] zu dem Bedeutendsten, das die moderne Kirchenmusik aufzuweisen hat, gehört. Vor dem Credo wurde als Graduale Bruckner's im strengen Kirchenstil gehaltener a capella-Chor "Locus iste a Deo" gesungen, und hätten wir nur gewünscht, daß nach dem Credo, dem ja ein Graduale vorausgegangen, wie es die Form des gesungenen Hochamtes verlangt, auch ein Offertorium gefolgt wäre, zu dem sich Bruckner's "Ave Maria" [WAB 6], welches der Wagnerverein bereits in einem seiner geistlichen Concerte gesungen, so gut geeignet hätte.
     [... über einen internen Abend des Wagner-Vereins ...]
                                                  F. W. " (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189309275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189309275
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11