zurück 29.9.1893, Freitag ID: 189309295

In einem Artikel der Deutschen Zeitung Nr. 7815 auf S. 6, signiert »E. v. H.« [Emil von Hartmann??] und »h-m.« [Theodor Helm] (*a), werden von Bruckners Werken die 4. und die 7. Symphonie genannt:
"          Programm-Wünsche.
     
(Ein Wort an unsere Philharmoniker.)
     Dank einer glücklichen Verbindung von Umständen sind das musikalische Wien und insbesondere sein ausgezeichnetes philharmonisches Orchester hart am Ende der vorigen Saison vor einem schweren, unersetzlichen Verluste bewahrt worden. [... Hans Richter geht nicht nach Amerika ... ausführlich über die Kriterien einer Programmgestaltung ... über Haydn...] Und somit empfehlen wir den Philharmonikern unseren Wunschzettel zur geneigten Rücksichtnahme bei der Feststellung ihres dieswinterllichen Programmes.
      A. Symphonien: Berlioz: "Romeo und Julie". – Brahms: Nr. 3 F-dur.Bruckner: Nr. 4 Es-dur und Nr. 7 E-dur.Dräseke: Tragische Symphonie op. 40. [... Götz, Liszt, Mendelssohn, Mozart, Raff, Strauss ... B.Ouvertüren ... C. Verschiedenes [...].
                E. v. H.
     Hierzu bemerkt unser Musikreferent:
     Vollkommen einverstanden! Da ja die gemachten Vorschläge einen echt künstlerischen und zugleich – was man heute in Kunstsachen nicht zu häufig findet – durchaus unparteiischen Sinn verrathen. [...] und müssen wir Fürstreiter des musikalischen Fortschrittes schon froh sein, in einem Cyklus von nur acht Concerten je eine Bruckner'sche Symphonie und je eine symphonische Dichtung von Liszt vertreten zu sehen.
     Die Aufführung der Bruckner'schen Es-dur-Symphonie (Nr. 4, auch "die romantische" genannt) würde sich besonders empfehlen, da sie noch niemals in einem philharmonischen Concerte gespielt worden ist und wegen ihres Melodienreichthums und wirklich romantischen Zaubers ganz geeignet erscheint, dem vaterländischen Meister gerade in dem exclusiv conservativ gesinnten Kreise der Stamm=Abonnenten dieser Concerte neue Freunde und Verehrer zu gewinnen. Aber auch die vielleicht noch faßlichere, dabei, weil überhaupt sehr lange nicht gehört, für Wien fast verschollene zweite Symphonie von Bruckner in C-moll (zuletzt in einem Gesellschaftsconcert von 1876 aufgeführt) würde sich zum Object einer ersten Aufführung der Philharmoniker in ihren Concerten ganz vorzüglich eignen.
      Der selige Herbeck meinte von dieser zweiten Symphonie Bruckner's: "Wenn ein anderer lebender Componist ein so blühendes Werk zu schaffen im Stande wäre, würde der Concertsaal demolirt vor Applaus. Von Haydn ließe sich vielleicht jene D-dur=Symphonie bringen, deren reizendes Adagio als "Capriccio" bezeichnet ist, oder auch die allerliebste kleine E-moll=Symphonie, die einmal Herr Kretschmann bei Bösendorfer aufführte. Im Uebrigen können wir uns, wie gesagt, den Vorschlägen des Herrn v. H. nur anschließen, und verdienen dieselben alle Beachtung der maßgebenden philharmonischen Factoren, natürlich vorausgesetzt, daß die im "Wunschzettel" nicht genannten Meister, besonders Beethoven, die gewohnte Berücksichtigung finden.           h–m." (*).

Postkarte von Maximilian Harden (Berlin) an Heinrich Schenker (Wien):
   »Sehr geehrter Herr,
   der Artikel über Leoncavallo wird mir vor den Medici sehr willkommen sein; vielleicht können wir ihn in der betr. Woche bringen. Auch Bruckner ist willkommen. Wann wird seine Symphonie gespielt?
Mit bestem Dank, in herzlicher Hochachtung
Ihr erg.
Harden« (**).

Ein Inserat im "Zutphensche courant" Nr. 230 (Zutphen) auf S. 4 macht auf das Konzert vom 3.10.1893 mit dem Adagio der 3. Symphonie aufmerksam:
"     Vereeniging van Garanten.
CONCERT op Dinsdag 3 October 1893, in de SCHOUWBURGZAAL, DOOR HANS TÖPFER, Professor aan het Conservatorium te Dresden, (leerling van A. Rubinstein). LILLI MARSALLA, Concertzangeres uit Berlijn JOS. CRAMER, Concertmeester te Amsterdam.
                   PROGRAMMA.
1. a. Präludium-Sarabande u. Fuge . . . . J. S. Bach-Tausig.
    b. Adagio aus der D dur Symphonie . . . Anton Bruckner.
    c. Romance (nieuw) . .  Anton Rubinstein.
    d. [...]
7. a. Nocturne (B-dur). . Paderewsky. b. Albumblatt .... Hans Huber. c. Valse Caprice . . . Strauss-Tausig. d. Irrlichterfantasie u. Geistertanz . . . Fr. Liszt
               Aanvang 8 uur.
    
Entrée [...]." (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189309295, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189309295
letzte Änderung: Dez 19, 2024, 12:12