zurück 26.10.1893, Donnerstag ID: 189310265

Die Neue Freie Presse Nr. 10481 bringt auf S. 7 einen Bericht über die Berliner Aufführung der 3. Symphonie [am 16.10.1893]:
" – Man schreibt uns aus Berlin, 18. October: Unsere diesjährige Concertsaison wurde Montag durch das erste philharmonische Concert eröffnet. Hermann Levy aus München dirigirte. [... Wagners Huldigungsmarsch, Mozarts A-Dur-Sinfonie, Beethovens Leonoren-Ouvertüre ...] Nach der Pause folgte dann eine hier noch nicht gehörte Symphonie von Anton Bruckner (D-moll, Nr. 3). Einzelnen Musikern gefiel sie sehr. Das große Publicum konnte sich aber nicht recht hineinfinden. Es erwärmte sich blos für das in merkwürdigem Gegensatze zum Wagner=Styl des Anfangs stehende Scherzo, dessen wohlklingende Motive fast an fröhliche Tanzweisen gemahnen." [keine Signatur] (*).

Der Brünner Tagesbote Nr. 245 berichtet auf S. 4f von der Aufführung der 8. Symphonie am 22.10.1893:
"Aus Olmütz schreibt man uns: Eine bedeutende Musikaufführung, vielleicht die bedeutendste seit der Aufführung der neunten Symphonie Beethoven’s, fesselte das musikalische Publikum und die Olmützer Kunstfreunde im 163. Concert des Musikvereins, welches am Sonntag den 22. l. M. im städtischen Redoutensaale unter der Leitung des Kapellmeisters Herrn Labler aufgeführt worden ist. Das Programm enthielt die achte Symphonie von Brukner [sic] für großes Orchester. Auch in diesem Concerte gelangte das Streben des Vereines zur vollen Anerkennung alles wahrhaft Bedeutende auf musikalischem Gebiete in möglichst vollendeter Darstellung zu Gehör zu bringen, und nach dem Grundsatze der Gleichberechtigung nicht nur Werke einer großen Vergangenheit, sondern auch Werke der Neuzeit vorzuführen. Brukner [sic] hat sich in seiner Symphonie an Richard Wagner’s großem Geist und Beispiel gestärkt, und seine Spuren sind es auch, denen er folgt. Er ist auf diese Weise von der krankhaften Genialitätssucht und den übrigen Erscheinungen unberührt geblieben, welche die künstlerische Atmosphäre der Gegenwart ausbrütet. Der Gesammteindruck des Gebotenen war mächtig, da die Symphonie unter der sorgsamen Leitung des Kapellmeisters Herrn Labler mit aller Liebe, Kraft und Gewandtheit gespielt wurde. Der Musikverein kann durch den günstigen Erfolg seines Concertes in hohem Grade befriedigt sein." (**).

Bruckner nimmt an der Beisetzung Josef Hellmesbergers (verstorben am 24.10.1893) um 2 Uhr auf dem Hietzinger Ortsfriedhof teil (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189310265, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189310265
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11