zurück 25.1.1894, Donnerstag ID: 189401255

Theodor Helm und sein Sohn besuchen Bruckner, der ihnen von der Komposition des Adagios der 7. Symphonie erzählt. Am 14.2.1883 habe er die Nachricht vom Tode Richard Wagners erhalten und danach den Schluß des Satzes als Trauermusik geschrieben. Er spielt seinen Besuchern auch aus dem Adagio der 9. Symphonie den Abschied vom Leben vor (*).
Karl Josef Fromm berichtet später: "In der ärmlichen, fast leeren, aus zwei Zimmern bestehenden Wohnung des todkranken, siebzigjährigen Tondichters Bruckner in der Heßgasse Nr. 7 hatten sich einige Freunde desselben, darunter Musikprofessor Dr. Helm und andre, eingefunden, um dem verehrten Meister einen Besuch abzustatten." (*a).

Artikel von Franz Theodor Cursch-Bühren Anton Bruckner (Schluß). in der Zeitschrift Die Sängerhalle auf S. 37f (**).

Der Steyrer Alpen-Bote Nr. 7 berichtet auf S. 4, daß Bruckner nach seinen Berliner Erfolgen von seinen Hörern an der Universität mit Jubel begrüßt worden sei:
"           Verschiedenes.
(Professor Dr. Anton Bruckner)
ist nach mehr als vierzehntägiger Abwesenheit von Wien Sonntag aus Berlin wieder in Wien eingelangt und hat am Montag seine Vorlesungen an der Universität wieder aufgenommen. Der greise Componist, der an der Spree in ganz außerordentlicher Weise gefeiert wurde, ist von seinen Hörern mit jubelnden Prosit-Rufen begrüßt worden. Professor Bruckner äußert sich ganz entzückt über die Berliner Aufführungen und hat auf seine alten Tage angefangen, sich als Berlin-Schwärmer zu geben. Sein einziger Schmerz ist, daß ihm das Pilsener Bier vom Arzt verboten wurde. "Und überall", meinte bewegt der Componsit, "Hab' ich's ang'schrieben gelesen: Echtes Pilsener Bier. Da hat's mir immer an' Riß 'geb'n!" " (***).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 5 meldet auf S. 60, daß es in Berlin nach der 7. Symphonie [6.1.1894] und dem Te deum [8.1.1894] lebhafte Ovationen gegeben habe:
"              Vermischte Mitteilungen und Notizen.
[...]
     *  Anton Bruckner, der greise Wiener Componist, ist in Berliner Concerten der letzten Zeit der Gegenstand lebhaftester Ovationen gewesen, zu welchen das "Te Deum" (im Concert des Philharmonischen Chors) und die Edur-Symphonie (im Symphonieconcert der k. Capelle) den Anlass gaben. In dem Concert des Philharmonischen Chors gelangts Eugen d'Albert's neueste Composition "Der Mensch und das Leben" für sechsstimmigen Chor und Orchester zur überhaupt ersten Aufführung. [...]." (°).
 
Das Mährische Tagblatt Nr. 20 bringt auf S. 6 ebenfalls den anekdotischen Bericht (siehe 24.1.1894) von Bruckners Berlin-Aufenthalt:
"     (Professor Dr. Anton Bruckner) Professor Dr. Anton Bruckner ist nach mehr als vierzehntägiger Abwesenheit von Wien aus Berlin wieder in Wien eingelangt und hat seine Vorlesungen an der Universität wieder aufgenommen. Der greise Componist, der an der Spree in ganz außerordentlicher Weise gefeiert wurde, ist von seinen Hörern mit jubelnden Prosit=Rufen begrüßt worden. Professor Bruckner äußert sich ganz entzückt über die Berliner Aufführungen und hat auf seine alten Tage angefangen, sich als Berlin=Schwärmer zu geben. Sein einziger Schmerz ist, daß ihm das Pilsener Bier vom Arzt verboten wurde. "Und überall", meinte bewegt der Componist, "hab' ich's ang'schrieben g'lesen: Echtes Pilsener Bier. Da hat's mit immer an' Riß 'geb'n!" " (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189401255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189401255
letzte Änderung: Sep 27, 2023, 7:07