zurück 11.11.1894, Sonntag ID: 189411115

Besprechung der f-Moll-Messe [am 4.11.1894], signiert »Hg.«, im »Vaterland« Nr. 310 auf S. 6:
"                      Concerte.
     Hg. Die Aufführung der Messe in F-moll von Anton Bruckner im ersten Gesellschafts=Concerte am vorigen Sonntage hat vollauf die Erwartungen bestätigt, die vor einer Woche an dieser Stelle ausgesprochen wurden. Die monumentale Größe dieses Werkes wurde von dem größten Theile des Publicums in vollster Begeisterung erfaßt. [... beklagt die ungünstige Uhrzeit (Mittag) und das Fehlen des äußeren festlichen Rahmens ...]. – Der Singverein hat seine schwierige Aufgabe mit gewohnter Sicherheit gelöst, und das Orchester that sein Möglichstes, um die Schönheiten der Partitur zu enthüllen. Minder glücklich war das Soloquartett in der Ausführung seiner allerdings nicht sonderlich dankbaren Partie. Man sollte doch bei solchen Gelegenheiten nur mit allerersten Kräften hervortreten und namentlich auf die Gewinnung solcher Sänger verzichten, von denen sich nichts sicherer erwarten läßt als eine Absage [Reichenberg gemeint?]. So war der Gesammteindruck der Aufführung ein immerhin großartiger, doch wäre es mit nur wenig Mühe möglich gewesen, ihn noch erhebender zu gestalten. Für den greisen Meister war es wohl ein Ehrentag, wie er ihm auf seinem dornenvollen Lebenspfade leider nur selten gegönnt war. Seine Anwesenheit bei der Aufführung hatte natürlich zur Folge, daß sich die Beifallsbezeigungendas Publicums von den Aasführenden ausschließlich auf den Componisten lenkten, desses [sic] verklärtes Antlitz von den freudigen Gefühlen Ausdruck gab, die er in diesen Stunden wohl empfunden haben mochte. Um die Vorbereitung und Leitung der Aufführung hat sich Herr Concertdirector Wilhelm Gericke sehr verdient gemacht.
     Tags zuvor [... über das Konzert Bellincioni, einen exzellenten englischen Liederabend, den Klavierabend Pachmann ...]" (*).

1. Philharmonisches Konzert unter Hans Richter mit Werken von Weber (Oberon), Smetana (Sarka), Beethoven (8. Sinfonie) und der 5. Serenade von Fuchs (**), nicht aber Bruckners 2. Symphonie (***).

[??] Angeblich soll Bruckner ab heute bis Pfingsten 1895 [12.5.1895] seine Wohnung nicht verlassen haben (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189411115, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189411115
letzte Änderung: Feb 21, 2023, 12:12