zurück 6.12.1894, Donnerstag ID: 189412065

Die Linzer Zeitung berichtet auf S. 1380 von der Aufführung der 2. Symphonie am 25.11.1894:
„     * (Anton Bruckners zweite Symphonie in C-moll.) Ueber die vor kurzem im Concerte der Philharmoniker in Wien zur Aufführung gebrachte Symphonie in C-moll von Bruckner schreibt der Musikreferent der „Wiener Abendpost“ [Paumgartner am 4.12.1894] Folgendes: Es mögen andere Symphonien Bruckners, wie insbesondere die siebente in E-dur, vielleicht einen noch höheren und kühneren Flug nehmen, die zweite in C-moll scheint uns aber den gemüthinnigsten Ton unter allen Bruckner'schen Symphonien anzuschlagen. Gleich das Hauptmotiv des ersten Satzes führt uns in diese edle innerliche Stimmung auf das glücklichste ein, das innig=schöne Gesangsthema der Celli (beinahe klingt dasselbe an die einleitende Cantilene des Fagott vor Wolframs Sang: "War's Zauber, war es reine Macht" an) hält die Stimmung fest. Eine prächtige Episode des ersten Satzes ist das kühn in dem ganzen Chore der Streichinstrumente gegen ein syncopiertes Thema der Holzbläser aufwärts drängende Unisono, welches zu einem reizvollen neuen, zuerst von der Oboe gesungenen Thema leitet. Wunderschön ist der zweite Satz, ein tiefinniges und klangreizendes Andante. Etwas so Edles, so Gemüthinnerliches wie der Hauptsatz desselben ist nach Beethoven selten mehr gesungen worden. Von gewaltiger unmittelbarer Wirkung ist das trotzige Scherzo mit seinen  kriegerischen, zum Kampfe rufenden Trompeten und seinem lieblich, ländlerartig wiegenden und schmeichelnden Trio. Der letzte Satz mit seiner kraftvollen Finalsteigerung ist der würdige Beschluß der Symphonie. Daß das Publicum den Componisten ungezählte Male auf das Podium herausgejubelt hat, wurde ebenso wie die ausgezeichnete Aufführung der Symphonie unter Hans Richters unvergleichlicher Leitung von uns bereits berichtet. Für den leider in letzterer Zeit kränkelnden Tondichter war die Aufführung und Aufnahme seines schönen Werkes eine ruhmreiche Huldigung, welche ihm Orchester und Publicum dargebracht haben.“ (*).
 
Über Bruckners Gesundheitszustand schribt das Deutsche Volksblatt Nr. 2130 auf S. 2 des Abendblatts:
"    * [Erkrankung des Professors Dr. Anton Bruckner.] Wie uns gemeldet wird, ist Professor Dr. Anton Bruckner gegenwärtig ernstlich leidend und wird von Professor Schrötter behandelt. Es gibt sich für den berühmten Tonsetzer in weiten Kreisen die größte Theilnahme kund." (**).
 
Hinweis auf das Konzert vom 21.12.1894 im Neuen Wiener Journal Nr. 403 auf S. 10:
"     Musikvereins-Säle.
               Repertoir:

Donnerstag, 6.: [...]
Freitag, 21.: Bruckner-Conc. (WagnerV.) gr. S.
Samstag, 22.: [... bis 30.12.1894 ...]" (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189412065, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189412065
letzte Änderung: Nov 18, 2023, 11:11