zurück 7.12.1894, Freitag ID: 189412075

Die Allgemeine Zeitung München Nr. 338 (Morgenblatt) bringt auf S. 1f einen Wiener Musikbrief von Richard Heuberger, der eine Kurzkritik der 2. Symphonie [am 25.11.1894] enthält:
"               Wiener Musikbrief.
             Von Richard Heuberger.
     Es gibt Künstler, denen ein halber Erfolg mehr nützt, als anderen ein ganzer, die das Meer des Glücks wie einen Kork immer wieder an die Oberfläche treibt, die höchstens etwas untertauchen, nie aber untergehen können. [... ausführlich über Antonio Smareglias Oper "Cornelius Schut" ...].
     Ein paar Tage vor der "Schut"=Premiere kehrte hier wieder das böhmische Streichquartett ein und hatte mit einem neuen Quartett von d'Albert großen Erfolg. Das Scherzo daraus ist eines der pikantesten Stücke der neueren Literatur. – Die Philharmoniker, die durch so viele Jahre Bruckner ignorirten, haben jetzt eine Art Dampf=Würdigung eingeführt und bringen mehr von diesem mehr interessanten als erquicklichen Componisten, als auch ein besseres Publicum aushält, wie die Mode=Leute, die ihre gewisse Zeit in den philharmonischen Concerten absitzen. Dieser Tage führten sie die zweite Symphonie – in C-moll – auf und erweckten mit diesem vielfach zerfahren concipirten, stellenweise nicht einmal gut instrumentirten Werke, das einer früheren Periode des Meisters angehört, weit mehr Widerspruch als Zustimmung. Herbeck hat vor 18 Jahren dieselbe Symphonie einmal in Wien in einem Concerte als erste Nummer gebracht. Er war aber "klug und weise" und setzte als nächstes Stück Schuberts "Verleih' uns Frieden", als drittes . . .  "Die Romanze vom Gänsebuben" aufs Programm. Ein Concertzettel mit Anspielungen." (*).

Die Linzer Zeitung berichtet auf S. 1384 von Bruckners Gesundheitszustand. Bruckner werde von Professor Schrötter behandelt und von seiner Pflegerin Kathi betreut:
„   Linzer und Kronlands=Nachrichten.
                  
       Linz, 6. December.
    * (Dr. Anton Bruckner,) der greise Componist, der bekanntlich im verflossenen Sommer in Stadt Steyr seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, ist seit seiner Rückkehr nach Wien leidend, und sein Zustand gibt zu ernsten Besorgnissen Anlaß. Der Patient, der von Professor Schrötter behandelt wird, verbringt den größten Theil des Tages, in seinem breiten Lehnstuhle sitzend, in schlafendem Zustande. So oft er erwacht, muß ihn seine treue Pflegerin Frau Kathi, die Bruckner seit zweiundzwanzig Jahren betreut, zum Clavier führen. Nachdem er zehn oder zwanzig Minuten lang präludiert, verfällt der Meister wieder in tiefen Schlaf. Aus Freundes= und Verehrerkreisen gibt sich die größte Theilnahme für den Tonkünstler kund. Derselbe darf auf ärztliche Verfügung keine Besuche empfangen." (**).

Hinweis auf das Konzert vom 21.12.1894 im Neuen Wiener Journal Nr. 404 auf S. 10:
"Musikvereins-Säle. Repertoir: Freitag, 7.: [...] Freitag, 21.: Bruckner-Conc. (WagnerV.) gr. S. Samstag, 22.: [... bis 30.12.1894 ...]" (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189412075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189412075
letzte Änderung: Nov 18, 2023, 11:11