Das Fremdenblatt Nr. 345 macht auf S. 5 auf das Konzert vom 19.12.1894 (mit dem Chor »Um Mitternacht« [WAB 90]) aufmerksam:
„ – Für das Mittwoch den 19. d., Abends halb 8 Uhr, im großen Musikvereinssaale unter Leitung von E. Kremser stattfindende Konzert des Wiener Männergesangvereines ist folgendes Programm festgesetzt: [… fünf Programmnummern ...]; „Um Mitternacht“, Chor von A. Bruckner; [… sieben weitere Nummern …].“ (*).
Die Montags-Revue Nr. 51 bringt auf S. 1 in Max Kalbecks Feuilleton »Concerte« eine Kritik der Aufführung der 2. Symphonie [am 25.11.1894]:
„ Musik.
Mit einer musterhaften Aufführung der zweiten Symphonie von Anton Bruckner haben die „Philharmoniker“ dem Componisten doch noch eine Geburtstagsfreude post festum gemacht, die dem alten kranken Herrn gewiß von Jedermann gegönnt worden ist. Vielleicht auch wollten sie nur der Gewohnheit ihr Recht geben, da sie, wie aus Theodor Helm’s*)
[Fußnote: „*) Soeben flattert uns der von Helm redigirte neue Jahrgang des für Fachleute und Liebhaber unentbehrlichen „Kalenders für die musikalische Welt“ ins Haus.“]
Statistik der Bruckner’schen Symphonien hervorgeht, seit 1890 regelmäßig ein Werk Bruckner’s auf ihr Winter=Programm setzen. Seit vier Jahren also pflegt das Wiener Hofopernorchester in consequenter Weise die Musik eines heimischen Künstlers, den Viele für einen der hervorragendsten Symphoniker halten, und dieser vaterländische Erbe Beethoven’s ist kein Jüngling mehr, sondern ein Greis, der die Schwelle der Siebziger überschritten hat! Aber nicht auf die vielgeplagten „Philharmoniker“ fällt hier eine unsühnbare Schuld, sondern auf die althergebrachte Krähwinkelei des Wiener Concertwesens, die kein zweites großes Orchester kennt und von den oft genug in Anregung gebrachten populären Symphonie=Concerten, welche in Deutschland überall floriren, absolut nichts hören will. Darum ist es in der weltberühmten Musikstadt Wien schwerer als irgendwo ein gebildeter Musiker zu werden. Wer weiß, ob nicht das verworrene Genie eines Bruckner durch häufiges Anhören seiner Werke und durch Vergleichen derselben mit anderen zur Klarheit geführt worden wäre !? An weitausschauenden, echt symphonischen Gedanken, wie an originellen blendenden Wendungen ist auch in dieser zweiten Symphonie kein Mangel, die ihre Abhängigkeit von Beethoven an vielen Stellen verräth. Gern gestehen wir ein, daß uns das Werk trotz seiner formidablen Länge keinen Augenblick gelangweilt, sondern theils entzückt, theils interessirt, theils gepeinigt hat. Freilich ist ein solcher gemischter Gemüthszustand noch weit entfernt vom reinen Kunstgenusse; auch widerspricht die frei in der Luft hängende Gothik der Symphonie jedem feineren Formgefühl. Lieber ist die Somphonie [sic] uns aber noch immer als Liszt’s Es-dur-Concert, jenes öde Paradestück der höheren Clavierdressur, das seine Blößen mit einer bunten Schabracke bedeckt. [… Beifall für Richard Epstein … weitere Konzerte … Signatur auf S. 4:] Max Kalbeck. (**).
Im Neuen Wiener Journal Nr. 413 erscheint auf S. 4 unverändert der Hinweis auf das Konzert vom 21.12.1894:
" Musikvereins-Säle.
Repertoir:
Mittwoch, 19.: [...]
Freitag, 21.: Bruckner-Conc. (WagnerV.) gr. S.
Samstag, 22.: [... bis 30.12.1894 ...]" (***).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189412175, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189412175letzte Änderung: Dez 03, 2023, 23:23