Besprechungen des Konzerts vom 5.1.1896 mit der 4. Symphonie erscheinen
in der Deutschen Zeitung Nr. 8628 auf S. 4, signiert "h-m." [Theodor Helm]:
" Fünftes philharmonisches Concert.
Neben Mozart's reizender D-dur=Symphonie ohne Menuett (Köchel 504) und Mendelssohn's poetischer "Hebriden"-Ouverture brachte das gestern (Sonntag) veranstaltete fünfte philharmonische Concert zwei hochbedeutende Neuheiten, unter welchen die weitaus gewichtigere – Bruckner's "Romantische Symphonie" – freilich nur neu für diese Concerte war. [... sehr positive Besprechung von Richard Strauss' "Till Eulenspiegel" ...]. Das eigentliche Kunstereigniß des Tages war aber die mit wahrer Begeisterung aufgenommene Erstaufführung der "Romantischen Symphonie" Bruckner's (Nr. 4 Es-dur) in einem philharmonischen Concerte. Unbegreiflich, daß sich die Philharmoniker mit der Aufnahme dieses Wunderwerkes genialster Schöpferkraft in ihren engeren Spielplan so lange – mehr als 15 Jahre!! – hatten Zeit lassen können. Nun wenigstens haben sie die schwere Unterlassungssünde redlich gutgemacht durch eine der herrlichsten Aufführungen, welcher sich die große Schöpfung je zu erfreuen hatte. Mit Ausnahme der von Professor J. Schalk mit dem Orchester der Wiener Musik= und Theaterausstellung 1892 noch feierlicher herausgebrachten Schlußcodas des Finales (freilich der Krone des ganzen Werkes!) und abgesehen von einigen unliebsamen Horngixern gelangte Alles unter der trefflichen Leitung Hans Richter's zu überwältigender Wirkung. Den Preis verdiente die Wiedergabe des Andante: es war, als wollten uns die Violoncello und Bratschen in diesem himmlischen Satze das Herz aus dem Leib singen! Zu unserer größten Freude wohnte Meister Bruckner selbst der Aufführung bei – unberufen! – viel besser aussehend als da er das letztemal zur Anhörung einer seiner Symphonie, der zweiten in C-moll, in diesen Räumen erschienen war. (25. November 1894.) Stürmischer, nicht endenwollender Beifall zwang den Meister, von dem bescheidenen Plätzchen, das er im Hintergrunde einer Parterreloge eingenommen hatte, sich immer von Neuem dankend zu erheben. Nur die übergroße Länge des Concertes (aus dem die "Hebriden"=Ouverture ganz gut hätte ausfallen können) trug Schuld, daß sich ein Theil der Zuhörer noch vor dem Schlusse entfernte. Mindestens die Zweidrittel=Mehrheit aber harrte wacker aus bis zum letzten grandiosen Es-dur=Dreiklang der Symphonie. Wir kommen auf dieses – wie auch auf das noch nicht besprochene vierte – philharmonische Concert jedenfalls noch zurück. h–m." (*)
" Fünftes philharmonisches Concert.
Neben Mozart's reizender D-dur=Symphonie ohne Menuett (Köchel 504) und Mendelssohn's poetischer "Hebriden"-Ouverture brachte das gestern (Sonntag) veranstaltete fünfte philharmonische Concert zwei hochbedeutende Neuheiten, unter welchen die weitaus gewichtigere – Bruckner's "Romantische Symphonie" – freilich nur neu für diese Concerte war. [... sehr positive Besprechung von Richard Strauss' "Till Eulenspiegel" ...]. Das eigentliche Kunstereigniß des Tages war aber die mit wahrer Begeisterung aufgenommene Erstaufführung der "Romantischen Symphonie" Bruckner's (Nr. 4 Es-dur) in einem philharmonischen Concerte. Unbegreiflich, daß sich die Philharmoniker mit der Aufnahme dieses Wunderwerkes genialster Schöpferkraft in ihren engeren Spielplan so lange – mehr als 15 Jahre!! – hatten Zeit lassen können. Nun wenigstens haben sie die schwere Unterlassungssünde redlich gutgemacht durch eine der herrlichsten Aufführungen, welcher sich die große Schöpfung je zu erfreuen hatte. Mit Ausnahme der von Professor J. Schalk mit dem Orchester der Wiener Musik= und Theaterausstellung 1892 noch feierlicher herausgebrachten Schlußcodas des Finales (freilich der Krone des ganzen Werkes!) und abgesehen von einigen unliebsamen Horngixern gelangte Alles unter der trefflichen Leitung Hans Richter's zu überwältigender Wirkung. Den Preis verdiente die Wiedergabe des Andante: es war, als wollten uns die Violoncello und Bratschen in diesem himmlischen Satze das Herz aus dem Leib singen! Zu unserer größten Freude wohnte Meister Bruckner selbst der Aufführung bei – unberufen! – viel besser aussehend als da er das letztemal zur Anhörung einer seiner Symphonie, der zweiten in C-moll, in diesen Räumen erschienen war. (25. November 1894.) Stürmischer, nicht endenwollender Beifall zwang den Meister, von dem bescheidenen Plätzchen, das er im Hintergrunde einer Parterreloge eingenommen hatte, sich immer von Neuem dankend zu erheben. Nur die übergroße Länge des Concertes (aus dem die "Hebriden"=Ouverture ganz gut hätte ausfallen können) trug Schuld, daß sich ein Theil der Zuhörer noch vor dem Schlusse entfernte. Mindestens die Zweidrittel=Mehrheit aber harrte wacker aus bis zum letzten grandiosen Es-dur=Dreiklang der Symphonie. Wir kommen auf dieses – wie auch auf das noch nicht besprochene vierte – philharmonische Concert jedenfalls noch zurück. h–m." (*)
und im Wiener Abendblatt Nr. 6 auf S. 3f, signiert »R. Hr.« [= Richard Heuberger?]
„ Theater, Kunst und Literatur.
Konzerte.
Im fünften Abonnements=Konzerte der Philharmoniker hörten wir das neueste Stück des neuesten Heros der neu=deutschen Schule: Richard Strauß’ symphonische Dichtung „Till Eulenspiegel’s lustige Streiche“. [… ausführlich über das Werk …] wurde vom philharmonischen Orchester unter Herrn Hans Richter’s Leitung unvergleichlich gespielt, vom Publikum mit größtem Interesse angehört und durch stürmischen Beifall geehrt. Vor, respektive nach der Novität wurden Mozart’s wunderschöne D-dur=Symphonie (Köchel Nr. 504) und Mendelssohn’s „Hebriden“ vorgetragen; eine prachtvolle Aufführung von Bruckner’s langer Es-dur=Symphonie beschloß das Konzert. Herr Dr. Bruckner war in einer Loge anwesend und wurde nach jedem Satze seines Werkes mit dem üblichen Jubel begrüßt. [… über den Liederabend Felix Kraus mit Paumgartner etc. …]. R. Hr.“ (**).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189601075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189601075letzte Änderung: Okt 20, 2023, 8:08