zurück 22.3.1896, Sonntag ID: 189603225

Das Neue Wiener Tagblatt Nr. 81 berichtet auf S. 10 von der gestrigen Generalprobe (mit dem »Te Deum«):

"     * Gestern Vormittags um 11 Uhr fand im großen Musikvereinssaale vor geladenen Gästen die Generalprobe für das morgen Montag stattfindende erste Concert des Laibacher Musikvereins "Glasbena Matica" statt. Der Chor unter der Leitung des gründlich musikalisch gebildeten Concertdirectors Hubad bot eine schöne künstlerische Leistung. Das Programm für das montägliche Concert umfaßt folgende Nummern: "Laibachs Dank", [...]; Anton Foerster "Ljubica" ("Das Liebchen") und Anton Bruckner, Te Deum. (*)
 
und kündigt (ebenfalls auf S. 10) das Konzert vom 25.3.1896 (mit »Träumen und Wachen«) an:
"     * Bei dem Orchesterconcert des "Schubertbund" am 25. d., Nachmittags halb 1 Uhr, im großen Musikvereinssaale gelangen unter der Leitung Adolph Kirchl's [...] folgende Werke zur Aufführung: [...] Bruckner: Träumen und Wachen (mit Tenorsolo); [...]."
(**).

»Die Presse« Nr. 81 weist auf S. 6 auf das morgige Konzert mit dem »Te Deum« hin und berichtet von der gestrigen Probe:
"     * Gestern Vormittags um 11 Uhr fand im großen Musikvereinssaale die Generalprobe für das am 23. d. stattfindende erste Dankesconcert des Laibacher Musikvereins "Glasbena Matica" statt, an der auch geladene Gäste theilnahmen. Der Chor unter der Leitung des Concert=Directors Hubad bot hervorragende Leistungen. Besonders bemerkbar machten sich die jugendkräftigen und geschulten Stimmen, welche im Ensemble eine besondere Wirkung hervorbrachten. [...] Das Programm für das erste Laibacher Concert im großen Musikvereinssaale am 23. d., Abends um halb 8 Uhr, umfaßt folgende Nummern: 1. Laibachs Dank, [...]; 6. Anton Forster "Ljubica" ("Das Liebchen") und 7. Anton Bruckner "Te Deum" für Soli, Chor, Orchester und Orgel." (***).

Ein Inserat zu diesem Konzert erscheint auch der Neuen Freien Presse Nr. 11343 auf S. 15:
"     GROSSER MUSIKVEREINSSAAL:
Zwei grosse Dank- und Wohlthätigkeits-Concerte
             
veranstaltet vom
        Laibacher Musikverein
            
(Glasbena Matica)
zu Gunsten der Armen Wiens, der Oesterreichischen Gesellschaft vom Rothen Kreuze, der Wiener Freiwílligen Rettungs-Gesellschaft und des Ersten Wiener Volksküchen-Vereines.
Unter Mitwirkung hervorragender Solisten, des k. k. Hofopern=Orchesters, des Chores des Laibacher Musikvereines (200 Herren und Damen) unter Leitung des Herrn Concert-Directors M. Hubad.
I. Concert (mit Orchester): Montag 23. März, Abends 1/2 8 Uhr.
      PROGRAMM:
[...]
7. Anton Bruckner, Te Deum für Soli, Chor und Orchester und Orgel."
[... "Die Geisterbraut" von Dvorak unter Leitung des Komponisten am 25.3.1896 ... am 25.3.1896 im Kleinen Musikvereinssaal ein Vortrag über "Röntgen'sche X-Strahlen" ... ]
[in der mittleren Spalte:]
"Die Clavierauszüge aus dem Programme der
Glasbena Matica,
Dvorak: "Die Geisterbraut" ...... fl. 3.90
Bruckner:"Te Deum" ..........fl. 2.40
sind vorrhätig bei
Th. Rättig, Musikalienhandlung, I., Wallnerstrasse 1." (°).

Diese Zeitung bringt auf Seite 5 einen weiteren Hinweis (die Rubrik ist datiert "21. März"):
"     [Der Dank Laibachs.] Heute Vormittags um 11 Uhr fand im großen Musikvereinssaale die Generalprobe für das am 23. d. stattfindende erste Dankconcert des Laibacher Musikvereins "Glasbena Matica" statt. Der Chor unter der Leitung des Concert=Directors Hubad leistete in jeder Hinsicht Künstlerisches. Besonders bemerkbar machten sich die jugendkräftigen und geschulten Stimmen, sowie das hier zum erstenmale aufgeführte sechsstimmige Madrigal "Musica noster amor" von Jacobus Gallus. Das Programm für das erste Laibacher Concert im großen Musikvereinssaale am 23. d., Abends um ½8 Uhr, umfaßt folgende Nummern: 1. Laibachs Dank, [...]; 6. Anton Foerster, "Das Liebchen" und 7. Anton Bruckner, "Te Deum" für Soli, Chor, Orchester und Orgel." (°a).

Ganz ähnliche Konzertankündigungen bringen auch das Neue Wiener Journal Nr. 866 auf S. 3:
"    (Der Dank Laibachs.) Vorgestern um 12 Uhr Nachts trafen die Laibacher Sänger in Wien ein. Gestern um 11 Uhr fand im großen Musikvereinssaale die Generalprobe für das morgen Abends stattfindende erste Concert des Laibacher Musikvereins "Glasbena Matica" statt. Der Chor unter der Leitung des Concertdirectors Hubad leistete in jeder Hinsicht Künstlerisches. Besonders bemerkbar machten sich die jugendkräftigen und geschulten Stimmen, welche im Ensemble eine besondere Wirkung hervorbrachten. Das Programm für das morgige Concert ist folgendes: 1. "Laibachs Dank", [...]; 6. Anton Forster: "Das Liebchen"; 7. Anton Bruckner: "Te Deum".
[...]
     (Concert des "Schubertbund".) Bei dem Orchesterconcerte des "Schubertbund" am 25. d. M., Mittags halb 1 Uhr, im großen Musikvereinssaale gelangen unter der Leitung Adolf Kirchl's [...] folgende Werke zur Aufführung: [...] 3. Bruckner: Träumen und Wachen (mit Tenorsolo); [...]." (°°)

und (für das Konzert am 23.3.1896) die Wiener Zeitung Nr. 69 auf S. 5:
"     (Laibacher Gäste in Wien.) Heute Vormittags um 11 Uhr fand im großen Musikvereinssaale die Generalprobe für das am 23. d. M. stattfindende erste Dankconcert des Laibacher Musikvereins "Glasbena Matica" statt. Der Chor unter der Leitung des Concertdirectors Hubad leistete in jeder Hinsicht Künstlerisches. [...]. Das Programm für das erste Laibacher Concert im großen Musikvereinssaale am 23. d. M., Abends um 7½ Uhr, umfaßt folgende Nummern: 1. "Laibachs Dank", [...]; 6. Anton Foerster, "Ljubica" ("Das Liebchen"); 7. Anton Bruckner, "Te Deum", für Soli, Chor, Orchester und Orgel." (°°°).

Das Konzert des Laibacher Musikvereins (23.3.1896) wird von der Ostdeutschen Rundschau Nr. 81 auf S. 5 aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet:
"Slovenen in Wien. Aus Laibach wird uns geschrieben: Mit besonderer Freude begrüßen die Deutschnationalen Laibachs die Kennzeichnung des bevorstehenden Slovenenbesuches in Wien als eine Komödie. Gewiß, eine aufdringlichere Demonstration, eine ärgere und  – man kann es füglich sagen – unverschämtere Gaukelei wurde kaum je aufgeführt, wie es die angebliche Dankeskundgebung dieser Slovenen gegenüber dem gutmüthigen, nur zu leicht für äußere Eindrücke empfänglichen Wiener Volke ist. Unter der so schlau angelegten Maske der Dankbarkeit verbirgt sich nur nationaler Größenwahn, herausfordernde Keckheit. Ein halbes Jahr hindurch wurden die in Wien zum Vortrage gelangenden Chöre eingelernt; kein Wunder also, daß die Sache wenigstens halbwegs klappen muß. Mit Ausnahme des lateinischen Meßchores Bruckner's werden sämmtliche Gesangsstücke in slovenischer Sprache vorgetragen werden, obzwar sich selbstverständlich viele Uebersetzungen aus dem Deutschen, darunter befinden und gewiß viele dieser Ultraslaven das Deutsche besser beherrschen, wie die süßen Klänge ihrer hehren Sprache, sicherlich Alle aber besser deutsch sprechen, als lateinisch verstehen. Der Zweck dieser slovenischen Wiener Reise ist einzig und allein der, die Aufmerksamkeit auf die, nach der Meinung slovenischer Fanatiker großartig entwickelte slovenische Kultur zu lenken [... unersättlicher Dünkel, der noch durch den Konzertbesuch gelohnt werden soll ...]. – Nun aber macht außer der Judenpresse auch die Presse der Christlichsozialen eifrig Reklame für das slovenische Fest, deren Hauptorgan, das Vergani'sche "Deutsche Volksblatt", der Glasbena Matica Worte schmeichelhaftester Anerkennung widmet und jetzt schon von dem "nachhaltigen Interesse unserer musikalischen Kreise" an der bevorstehenden slovenischen Aufführung spricht. Nationales Schamgefühl ist allerdings von diesem Blatte von vorneherein nicht zu erwarten gewesen; was sagt aber dessen Vertreter, Herr Dr. Lueger, dazu, der erst vor wenigen Tagen in Graz erklärte, die Wiener Antisemiten stünden auf nationalem Boden?" [keine Signatur] (a).

Aufführung eines "Tantum ergo" [prov. WAB 48] durch den Kirchenmusikverein St. Thomas in Nußdorf [siehe die Anmerkung] (b).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189603225, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189603225
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11