zurück nach dem 26.10.1896 ID: 189610266

Besprechung des Konzerts vom 26.10.1896 (mit dem Adagio der 7. Symphonie) in der Neuen Berliner Musik-Zeitung:
   »[...] Nicht Euretwegen, Pianist Busoni und Dirigent Nikisch, liess ich dem Agenten gestern 1 Mk. für 'nen Stehplatz im II. Philh. Agentur-Konzert zukommen. Nein, ich betrat die (künstlerisch) unreine Stätte um eines kürzlich verstorbenen Tondichters willen, Anton Bruckner's, aus dessen siebenter Sinfonie das Adagio, wie es im Programm hiess "(dem Andenken des Komponisten)", ausgeführt wurde. Also wieder ein Tonkünstler, der erst sterben musste, ehe die schäbige Musiktreibewelt sich ernstlich mit seinen Werken beschäftigt! Bravo, Herr "Direktor", dass Sie den paar Abonnenten für teures Entrée den pietätvollen Einschub in's Programm gewährt haben! Ist das nun die ganze Totenfeier für Bruckner gewesen, oder folgt noch eine umfangreichere? Ich würde mir an Ihrer Stelle auch diesmal ein solches Geschäft nicht entgehen lassen, das Sie schon so oft erprobt haben und das sich stets bewährt hat! Also machen Sie eine Bruckner-Totenfeier mit möglichst unpopulären Preisen! Wenn Sie sich aber keine gute Einnahme davon versprechen, dann allerdings lasssen Sie es lieber bleiben!
   Das langgesponnene Adagio des toten Meisters war melodiös und fesselnd. Würde es von einem der Modekomponisten herrühren, wie Rich. Strauss, Weingartner, Mascagni, d'Albert, oder gar Humperdinck: das Publikum würde ausser sich geraten sein vor Entzücken; denn so etwas kann es nämlich von diesen Genannten nicht zu hören bekommen!
   [es folgt ein Verriß des von Busoni gespielten Klavierkonzerts von O. Novácek]« (*).

Eine Besprechung (mit Vorbehalten und gedämpftem Lob für das Klavierkonzert) erscheint auch in der Allgemeinen Musik-Zeitung (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189610266, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189610266
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11