zurück 12.11.1896, Donnerstag ID: 189611125

Aufführung der 7. Symphonie in Helsinki durch das Helsingfors Stadsorkester unter Robert Kajanus (*).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 47 verzeichnet auf S. 622 (»Concertumschau«) die Aufführungen des Adagios der 7. Symphonie in Berlin [am 26.10.1896]:
"     Berlin. [...]. – 2. Philharmon. Conc. (Nikisch a. Leipzig): 3. Symph. v. Beethoven, 2. Satz a. der Edur-Symph. v. Bruckner, "Hebriden"-Ouvert. v. Mendelssohn, Conc. eroico f. Clav. (Hr. Busoni) u. Orch. v. O. Novaček. – " (**a)
und in Dresden [am 28.10.1896]:
"    Dresden. [...] – 1. Nicodé-Conc.: 2. Symph. v. Brahms, Adagio aus der 7. Symph. v. Bruckner, "Meistersinger"-Vorspiel v. Wagner, Concerto eroico f. Clav. (Hr. Busoni a. Berlin) u. Orch. v. O. Novaček. – " (**b),

bringt auf S. 623 eine Kritik zur Aufführung der 4. Symphonie in Laibach [am 18.10.1896] und bespricht auf S. 623f die Aufführung der 4. Symphonie in Leipzig:
"     Laibach. 1. Mitglieder-Conc. der Philharm. Gesellschaft (Zöhrer): Romant. Symph. v. A. Bruckner, "Meistersinger"-Vorspiel v. Wagner. (Die "L. Z." schreibt über die Ausführung der Bruckner'schen Symphonie u. A.: "Die Aufführung des gewaltigen Werkes in Laibach bedeutet einen Markstein in der musikalischen Entwickelung der Stadt, es bildet die Wiedergabe der epochemachenden Schöpfung ein Ehrenblatt in der an musikalischen Ereignissen reichen zweihundertjährigen Geschichte der Philharmonischen Gesellschaft. Verschiedene Vorbedingungen knüpfen sich an solch ein Ereigniss; es muss vor Allem ein kunsterfahrener, geistvoller Dirigent da sein, der seine Kunstbegeisterung einem Orchester mitzutheilen vermag, das selbstverständlich die nöthigen Eigenschaften besitzen muss, die das Gelingen sicherstellen. Zum vollen Gelingen gehört aber eine Zuhörerschaft, die dem Unternehmen Begeisterung, Kunstverstand und Anerkennung entgegenbringt. Das Concert der Philharmonischen Gesellschaft hat überzeugend erwiesen, dass alle Voraussetzungen zur Durchführung des gewaltigen Werkes vorhanden waren: der kunsterfahrene, geistvolle Dirigent, das zur Bewältigung seiner schweren Aufgabe befähigte Orchester und die kunstverständige Zuhörerschaft, die sich in hellen Schaaren herbeidrängte und ihre Anerkennung in würdigster Weise kund gab. Das Verständniss der Symphonie erleichterte in hohem Maasse die ausgezeichnete Wiedergabe, die liebevoll in alle Einzelnheiten eindrang, die Hauptgedanken plastisch hervortreten, die ausdrucksvollen Motive klar herausleuchten liess, die grossartigen Steigerungen mit einer Begeisterung in unwiderstehlichem Zuge brachte, die auch die Zuhörer mitriss und der poesievollen Verklärung der edlen Gesangsthemen überraschend zarten seelischen Ausdruck verlieh. Mit unermüdetem Eifer, in aufopfernder Hingabe hatte Meister Zöhrer in zahlreichen, langwierigen Proben die ausübenden Orchestermitglieder in die schwierigen Einzelnheiten des grossen Werkes eingeweiht. Eine kräftige Unterstützung fand er hierbei an den mitwirkenden Lehrern der Gesellschaft und der stattlichen Anzahl von Dilettanten, die den Streicherchor in erfreulicher Weise verstärkten. Volle Anerkennung gebührt ferner den mitwirkenden Mitgliedern des Militärorchesters, insbesondere den Leistungen der ausgezeichneten Blechharmonie, an deren Können und Ausdauer Bruckner und Wagner die höchsten Anforderungen stellten. Mit umsichtiger, kunsterfahrener Hand leitete DirectorZöhrer die Aufführung und führte das Kunstwerk zum Siege.")
     Leipzig. 4. Abonn.-Conc. im Neuen Gewandhaus (Nikisch): [... über mehrere Konzerte ...]. – 3. Conc. des Liszt-Vereins (Sitt) unt. Mitw. des Frl. Sauer a. Berlin (Ges.), des Hrn. Prof. Krasa a. Prag (Violonc.) u.des durch die Mitglieder der Cap. des 134. Inf.-Reg. verstärkten Winderstein-Orch.: Romant. Symphonie v. A.Bruckner, "Les Préludes" v. Liszt, Soli f. Gesang v. Tschaïkowsky(Arie der Johanna a. "Die Jungfrau von Orleans"), Durante u.Liszt ("Die todte Nachtigall" und "In Liebeslust") u. f. Violinc. v. Dvořák (Concert)." (**c)

Kritik, signiert »-t.« [= Bricht?], zur Aufführung der 7. Symphonie [am 8.11.1896] in der Österreichischen Volkszeitung Nr. 312 auf S. 6: "        Konzerte.    Mit der plötzlichen Gewalt einer Springfluth ist diesmal die Konzertsaison zum Ausbruch gekommen. Nach dem Andrange der Konzertisten zu schließen, scheinen diese weder an Konzertmüdigkeit, noch an die Sparbedürftigkeit unseres Pubikums zu glauben. Es wäre nur zu wünschen, daß die Konzertbesucher annähernd den gleichen Eifer entwickeln wie die Konzertgeber, besonders aber der ewig weibliche Theil der letzteren.     Ein besonders hervorstechendes Ereigniß haben die bisherigen Produktionen nicht zu Tage gebracht. Die Philharmoniker haben mit der Aufführung der siebenten Symphonie (E-dur) von Bruckner, dem unter der Orgel von St. Florian alles Uebelwollen und allen Enthusiasmus der Welt verschaffenden Meister, eine würdige Todtenfeier bereitet. [... über weitere Konzerte ...].     –t." (***).

In der St. Pöltner deutschen Volkszeitung [früher St. Pöltner Wochenblatt] Nr. 46 erscheint auf S. 1 ein Nachruf auf Bruckner mit Porträt [IKO deest]:
"Ein österreichischer Tondichter.
     Vor wenigen Wochen ist einer der hervorragendsten Tondichter Oesterreichs aus dem Leben geschieden dessen Schicksale in mancher Beziehung interessant sind.
     Am 4. September 1824 als der Sohn eines armen Dorfschullehrers zu Amsfeld [sic] geboren, lernte er alle Bitternisse des damaligen Lehrerlebens kennen, des Lehrerlebens jener Zeit, wo der Lehrer der Bediente des Pfarrers war und schlechter behandelt wurde als dessen Knecht. Nach einer Kindheit, die unter den ärmlichsten Verhältnissen verlief, stand der Knabe nach dem Tode des Vaters im Alter von zwölf Jahren völlig verwaist da. Das Stift St. Florian nahm ihn zu dieser Zeit als Sängerknaben auf.
     Im Jahre 1841, im Alter von siebzehn Jahren, erhielt Bruckner eine Anstellung als Schulgehilfe zu Windhag bei Freiberg in Oberösterreich. Der üppige Monatsgehalt von zwei Gulden zwang ihn oft genug, auf Bauernhochzeiten und Kirchweihfesten um einen Zwanziger die ganze Nacht zum Tanze aufzuspielen. Sein Ruf als Organist verschaffte ihm jedoch bald die Chormeisterstelle der Linzer Liedertafel, und von diesem Zeitpunkte an fand auch Bruckner's Schaffen als Componist die Beachtung der Oeffentlichkeit.
     In seinem 44. Lebensjahre erst wurde er durch Hofcapellmeister Herbeck in die Hofcapelle und als Lehrer an das Conservatorium nach Wien berufen.
     Die bedeutendsten Leistungen Bruckner's liegen auf dem Gebiete der Kirchenmusik. Die erste seiner beiden großen Messen in D-moll fällt noch in seine Linzer Periode. Die zweite, noch bedeutendere, in F-moll ist in Wien componirt. Mit Kleinigkeiten hat sich Anton Bruckner nur selten abgegeben. Einige Männerchöre und ein Streichquintett in F-dur dürften Alles sein, was Meister Bruckner in bescheideneren Formen geschaffen. Der Meister wurde von Sr. Majestät dem Kaiser durch den Franz Joseph=Orden und von der Universität Wien, an der er die Würde eines Lectors bekleidete, durch das Ehrendoctorat ausgezeichnet."


Zwischen den zwei Textspalten ein Porträt [IKO deest, Blick nach rechts, Signatur "J. Hess" (?)] (°).

Hofmeister Johann Langhaler bestätigt, für seine Rechnung vom 18.10.1896 27 fl erhalten zu haben (°°).

Aufführung eines Bruckner-Chores [prov. WAB 67] bei der Gründungs-Liedertafel des Wiedener Männerchors in den Sälen "zu den 3 Engeln", IV., Große Neugasse 36, unter der Leitung des Chormeisters Herrn Georg Kremser (außerdem im Konzert mitwirkend: die Kapelle k des k. u. k. bosnisch=herzegowinischen Infanterie=Regiments Nr.1) (°°°).

Das Neuigkeits-Weltblatt Nr. 261 bringt auf S. 35 die Auflösung des am 29.10.1896 gestellten Rätsels:
"Auflösung des Gedenkstein=Räthsels v. Nr. 249
[links die Anordnung der senkrechten Lösungswörter:]
Ob Saar Hindu Rostock Ahorn Ente Ur

                  R
             H  o   A
          S  i   s   h  E
           a  n  t   o  n
       O a  d  o   r   t  U
       b  r  u ck n  e  r

[rechts die waagerechten Lösungswörter:]
                                                      Anton Bruckner.
                          Auflösungen.

[...]
     Das Gedenkstein=Räthsel (Anton Bruckner) lösten richtig die Damen: "Industrielehrerin in Kleinzell", Anna Wolf, Minna Kretschmann, Olga von Zechner; – die Herren: Johann Angerer, Josef Woltrich, Karl Laßner, Heinrich Täubner, Franz Eigner Eduard Stauß." [recte Eduard Strauß?] (#).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611125, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611125
letzte Änderung: Dez 21, 2023, 21:21