Brief von Paula Rotter [Paula Peters] (Graz) an Guido Peters:
Paula schickt aufmunternde Worte zu seinem bevorstehenden Geburtstag am 29.11.1901. Betont, daß sein Aufenthaltsort München ihm große Chancen bietet. Sie sendet mit diesem Brief ein Buch von [Bartholomäus] Carneri „Der moderne Mensch“ und bittet dieses zu lesen, um mit ihm darüber diskutieren zu können. Abermals teil sie mit, daß sie viel Klavier spielt (Etüden von Schumann und Paganini, Walzer von Lanner). Am 19. hörte Paula „Johann Strauss jun. [sic]“ mit seiner Kapelle, welche ganz ausgezeichnet Wiener Walzer spielten. In einem [Martin] Spörr-Konzert hörte sie die 8. Symphonie von Bruckner [15.11.1901], wobei der 3. langsame Satz, den größten Eindruck hinterließ. Bruckner ist auch ein großer Melodiker, nicht nur ein „Farbenzauberer“. Die sinnlichen Klangwirkungen haben sie wieder ganz intensiv berührt. Paula ist ganz begierig darauf, wie Guidos 2. Symphonie klingen wird. Seine Lieder wird er wieder hören, aber werden sie auch einmal gedruckt werden? Guido Peters möchte offensichtlich lieber den 4. als den 3. Jänner als Tag für seinen Klavierabend in Graz festsetzen (*).
Brief von Karl Hruby [an Richard Batka]:
"Wien, den 27/11 1901.
Sehr geehrter Herr!
Bezüglich Ihrer Anfrage in Ihrem herzlichen, mich sehr sympathisch berührenden Briefe, bitte zur gefäll. Kenntniß zu nehmen, dass ich gern ab und zu einmal Ihnen etwas über Ant. Bruckner einschicken würde. Vielleicht nach der nächsten Aufführung der VII. durch die hiesigen Philharmoniker? Vor Allem muß ich Ihnen aber meine herzlichste Anerkennung aussprechen, über einen Artikel von Ihnen, den ich kürzlich in der "Ostdeutschen Rundschau" abgedruckt fand; nämlich "Post festum". Solange Bayreuth solche vor Allem grundehrliche Fürkämpfer hat, kann es um das Lebenswerk des Meisters nicht schlecht stehen. Freilich schon scheint es, als ob diese herrliche Eiche ganz oben, hoch in den Wipfeln, zu welken begönne, und leise, leise - vorläufig noch schüchtern - bricht sich die Frage Bahn, ob die nächste Zukunft nicht doch dem Sänger des "Zarathustra" gehöre ..... doch liegt Beides, Frage und Antwort, noch unausgesprochen, ich möchte sagen "in der Luft". Doch sei dem wie auch immer: freuen wir uns des größten Genius nach Beethoven!
Wie köstlich ist doch der von Ihnen zitirte Ausspruch Brahms' über Hanslick! Ja, das kann man für ächt hinnehmen! Das war die ureigenste Meinung Brahms'! -
Ich habe in Riga im Hause des Barons Andreschefsky seinerzeit P. Tschaikowski kennen gelernt. _ Würden Sie über denselben ein ziemlich ausgearbeitetes Essay verwenden können? Bitte mir nur ohne viele Umschweife zu sagen, ob ja oder nein! Sie würden mich, sehr geehrter Herr, auch sehr zu Dank verpflichten, wenn Sie die Freundlichkeit hätten, mir die von Ihnen erwähnte Nummer N° 3 der "deutschen Arbeit" und die betreffende Nummer des "Kunstwart" zuzusenden. Ich samm'le sämmtliche mir bekannte Rezensionen - günstige und ungünstige - um sie seinerzeit dem Wiener Stadt=Archiv einverleiben zu lassen. Es geschieht das im Interesse einer zukünftigen Brucknerforschung, auf Wunsch uns'res Bürgermeisters [Karl Lueger]. Bitte mißverstehen Sie nicht den vorhin ausgesprochenen Satz, daß die nächste Zukunft dem Sänger des "Zarathustra" gehöre ..... Ich verstehe darunter nicht etwa die "Zarathustra"=Komposition von R. Strauß, sondern die Weltanschauung Nietzsches im Gegensatz zu der R. Wagners.
Ergebenst
Carl Hruby
Wien, 6. Fillgradergasse 8" (**).
(Konzert in Vöcklabruck zugunsten des Kirchenbaus, veranstaltet von Pfarrer Lehner (***)).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 190111275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-190111275letzte Änderung: Feb 11, 2025, 9:09