zurück 9.11.1902, Sonntag ID: 190211095

Der Brünner Tagesbote Nr. 524 bespricht auf S. 3 das Programm vom 15.11.1902 mit der 3. Symphonie:
     "Zum ersten Konzerte der Brünner Philharmoniker. Nicht das leere Versprechen, sondern die Tat selbst, das eigene Empfinden unserer Kunstfreunde mag bestimmen, ob die Brünner Philharmoniker würdig sind, durch den Besuch ihrer Konzerte unterstützt zu werden, ob ein wahrhaft künstlerisches Bedürfnis besteht, diese Musikervereinigung lebensfähig zu erhalten, ob nicht die Ehre unserer Vaterstadt ein Institut dringend erfordert, das bekanntlich jede kleinere Stadt in Deutschland und Österreich seit langem hegt und hütet. Die Brünner Philharmoniker setzen sich aus tüchtigen, für die Kunst begeisterten Berufsmusikern, dem Stadttheaterorchester und gut ausgebildeten Dilettanten zusammen, die es sich insgesamt zur Aufgabe gemacht haben, ein gut gewähltes, für Brünn durchaus Neuheiten enthaltendes Programm künstlerisch durchzuführen. Für den künstlerischen Geist der Philharmoniker bürgt das Stadttheaterorchester selbst, welches gerade jetzt durch die Aufführung des »Nibelungenringes« bei Publikum und Presse die schmeichelhafteste Anerkennung gefunden hat; und nicht zuletzt liegt die Bürgschaft des Erfolges in dem freigewählten Dirigenten Hrn. Kapellmeister A. Veit. Das Programm des ersten Konzertes, welches am 15. d. im großen Festsaale des Deutschen Hauses stattfindet, enthält Bruckners D-moll-Symphonie Nr. 3., Goldmark Ouverture zum »Gefesselten Prometheus«, Sibelius »der Schwan von Puonela [sic] – Leminkainen zieht heimwärts«, Legenden aus dem finnländischen Volksepos »Kalevala« und Massenets »Suite Neapolitaine« Nr. 5. Über die Aufführung der Brucknerschen Symphonie Nr. 3 in Leipzig schreibt das dortige »Musikalische Wochenblatt«: Im dritten Gewandhauskonzerte bot das Orchester unter Herrn Prof. Nikischs Leitung mit der Wiedergabe des Brucknerschen symphonischen Kolosses eine Meistertat. Die Entwicklung von Tonschönheit, Klarheit der Darstellung, Ineinanderschleifen der verschiedenen Instrumentalgruppen, Feinheit der Tonmalerei – alles das ganz einzig in seiner Art erhebend und erschütternd in der Wirkung zugleich. […]" (*).
Auf derselben Seite wird der morgige Vereinsabend mit der Klavieraufführung der 3. Symphonie angekündigt:
"Brünner Wagnerverein. Die Vortragsordnung des morgen Montag stattfindenden Vereinsabendes enthält: Anton Bruckner D-moll-Symphonie für zwei Klaviere, Lieder von Jean Sibelius, Brahms und Richard Strauß, ferner Szenen aus Richard Wagners Tondramen." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 190211095, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-190211095
letzte Änderung: Dez 20, 2024, 9:09