Aufführung der 2. Symphonie durch das Orchester des Konzertvereins unter Löwe in München (Bruckner-Zyklus) im 3. Abonnementskonzert (*).
Aufführung der 4. Symphonie unter Starke in Freiburg (**).
Besprechung des Quintetts [am 13.11.1910] im Leipziger Tageblatt, signiert "C. H.":
" II. Kammermusik im Gewandhaus. [... über Schuberts Trio op. 99 ...]. Dr. Reger entledigte sich seiner Aufgabe in einer Weise, wie man es von ihm nicht anders erwartet. Alle Pianissimostellen spielte er mit bewundernswerter Feinheit, trat auch, wo es erforderlich genügend hervor, ohne dabei die beiden anderen Stimmen zu decken. [...]. – Zu den Herren Konzertmeister Wollgandt, Wolschke, Herrmann und Prof. Klengel, die mit Haydns D=Dur=Streichquartett, Op. 20 Nr. 4, den an künstlerischen Genüssen so reichen zweiten Kammermusikabend beschlossen, gesellte sich in dem eingangs gespielten Brucknerschen Quintett als tüchtige Kraft Herr Heintzsch, die das prächtige, in den Jahren 1879-80 entstandene, musikalisch ungemein wertvolle Werk in wohlgelungenster Weise zu Gehör brachten. Der von einem zahlreich erschienenen Publikum gespendete reiche Beifall galt sowohl der Ausführung als auch dem Werke selbst. Dieses Quintett, dem Herzog Max Emanuel von Bayern gewidmet und der einzige Versuch Bruckners auf dem Gebiet der Kammermusik, zeigt mancherlei Verwandtschaft mit des Meisters Sinfonien. Wie in seiner achten und neunten, so steht auch in diesem für fünf Streichinstrumente geschriebenen Quintett das Scherzo vor dem Adagio. Die innere Entwicklung in konsequenter Weise durchzuführen, veranlaßte Bruckner, diese Umstellung vorzunehmen und auf äußere Abwechslung, wie sie die gewöhnliche Aufeinanderfolge der Sätze mit sich bringt, zu verzichten. Schon das sich durch Gefühlstiefe und Erhabenheit besonders auszeichnende herrliche Adagio ist es wert, dieses Werk, dem man so selten begegnet, zu hören. Wie dem ersten, so war auch dem zweiten Kammermusikabend ein schöner künstlerischer Erfolg beschieden. C. H." (***).
Der Kritiker der Leipziger Zeitung (Nr. 264, Abendblatt), signiert "E. M.", fällt durch einen ungewöhnlichen Sprachstil auf:
"Zweite Kammermusik im Gewandhause. Leipzig. 14. Nov.
Im kleinen Saale des Gewandhauses gab es gestern eine sehr in die Länge gezogene, das übliche Maß des Zweistunden=Musizierens weit überschreitende Sitzung. Daran war eine gewisser Hr. Anton Bruckner schuld, der zuerst das Wort ergriffen hatte, sehr reizvoll und stellenweise auch recht warmherzig sprach, aber erst nach fünfzig Minuten zum Ende gelangte. Nachdem ihm mit herzlichem Applaus gedankt war, trat der als Dauerredner ebenso bekannte wie beliebte Hr. Franz Schubert aus Wien auf, der sich auch diesmal eine Güte tat, bis dann endlich Hr. Josef Haydn, Vorsitzender und Mitbegründer, oder, wie man ihn auch nennt, Vater der Kammermusik, einen frischen Trunk kredenzte und durch seine munter fließenden, fein gedrechselten, zuweilen auch launigen Worte einige etwas abgespannte Hörer freundlichst aufmunterte. Ein schöner Abend – nur etwas lang. Bruckners außerordentlich interessanes, in [sic] Adagio tiefgründiges Streichquintett in Fdur trägt keine Opuszahl, man hört ihm aber an, daß es ein Werk aus den reiferen Jahren ist, ein Werk, das übrigens in jedem Satze seinen Schöpfer und die so oft angefochtene Eigenart desselben verrät. Auch das Trio für Klavier, Violine und Cello in Bdur (op. 99, Nr. 1) von Franz Schubert ist in jedem Teile ein echter Schubert, der seinen goldenen Melodienregen und =segen gar reichlich ausschüttet. Am Flügel Max Reger, ihm zur Seite die Herren Wollgandt und Klengel – was Wunder, wenn es einen guten Klang gab, wenn die Ausführung eine glänzende, die Wirkung eine nachhaltige war. Am Schluß des Abends diktierte Haydn unserm vortrefflichen Gewandhausquartett mit seinem op. 20 Nr. 4 eine dankbare, dabei nicht zu schwere Aufgabe, nachdem es bei Bruckner unter Beihilfe des Hrn. Heintzsch (Viola) manche Nuß zu knacken gehabt. Es wurde alles sehr schön und schwungvoll gespielt. E. M." (°).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 191011145, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-191011145letzte Änderung: Okt 31, 2024, 12:12