zurück 10.2.1912, Samstag ID: 191202105

Kritik zur 3. Symphonie von Géza Csáth in »Világ« (*).

Brief der Vereinigung Wiener Musikreferenten an den Rektor der Universität Wien:
"     Vereinigung Wiener Musikreferenten
Wien, 10. Februar 1912
                   Euere Magnificenz!
     Mit aufrichtiger und herzlicher Freude begrüßen wir die Enthüllung des in den Räumen der Wiener Universität errichteten Anton Bruckner-Denkmals. Wenn irgendwo ein Standbild Bruckners seinen idealen Zweck und Sinn voll erfüllt, so ist es an der altehrwürdigen Stätte der Wissenschaft, wo der geniale Meister deutscher Tonkunst, getragen von der Liebe der akademischen Jugend, als Lehrer wirkte, zumal es auch diese Liebe war, die ihm nach langjähriger Verkennung und böswilliger Verkleinerung den Lebensabend verklärte.
     Von jeher ist es die akademische Jugend gewesen, die mit ihrer Begeisterung die Fernwirkung von Großtaten deutschen Geistes und deutscher Kunst werktätig gefördert hat. Sie war es, welche die Freiheitsideale Schillers zuerst ergriff und sich diese zu eigen machte, sie war es auch, die in Bruckners kindlicher Herzenseinfalt die überragende Größe dieses künstlerischen Genius schon zu einer Zeit erkannte und verehrte, da andere noch Spott und Hohn dafür hatten. Der akademische Gesangverein darf es darum zu seinen schönsten Taten der Pietät zählen, der Wiener Universität ein Bruckner-Denkmal gewidmet zu haben. Solange es sich in den Arkaden der Alma mater erhebt, wird es Zeugnis geben von dem hohen und edlen Sinn derer, die es errichtet haben, wird es die wirksamste Mahnung an die akademische Jugend bleiben, durch Ehrung deutscher Meister gute Geister zu bannen.
     Indem wir Euere Magnificenz bitten, sich unserer freudigsten Anteilnahme an dem schönen Pietätsakte versichert zu halten,
      zeichnen mit dem Ausdrucke
        geziemender Hochachtung
für die VEREINIGUNG WIENER MUSIKREFERENTEN
                      [dieser Titel als Stempel eingefügt]
[links:]
Der Vorsitzende: | Theodor Antropp
[rechts:]
Der Schriftführer: | Paul Stauber"

Darunter eine mit "14. Febr. 1912" datierte sechszeilige stenographierte Notiz, in der die ausgeschriebenen Wörter "pietätvollen", "Bruckner" und "Wien" lesbar sind.
Ganz unten ein Vermerk zur Provenienz: "Redlich-Nachl. Fasz. 2" (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 191202105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-191202105
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11