zurück 3.4.1913, Donnerstag ID: 191304035

Bericht der Vossischen Zeitung [Berlin] vom Meininger Musikfest mit der 4. Symphonie [am 1.4.1913], signiert »Rf.« [Rudolf Frank]:
„     Vom Max=Reger=Musikfest wird uns aus Meiningen berichtet: Zum Beschluß seines zweiten Meininger Winters, zugleich als Feier der Geburtstage des Herzogs und des Erbprinzen von Meiningen, veranstaltete Max Reger, der jetzt zum Generalmusikdirektor avancierte Intendant der Meininger Kapelle, ein dreitägiges Musik= und Siegesfest.     Während der kurzen Dauer seiner Musik=Intandanz har Reger der Meininger Kapelle einen neuen Glanz verschafft; er hat sich das spröde Meininger Publikum gefügig gemacht, ist von ruhmreichen Dirigentenfahrten zurückgekehrt und wurde vom herzoglichen Hause mit Ehren überhäuft. [... geht mit dem Werberummel und dem Souvenir-Kitsch um Reger ins Gericht ...].     Es ist schade, daß sich Reger zu derartigen Kindereien hergibt. Daß er ihrer nicht bedarf, daß sie sein Künstlertum unnütz beflecken, zeigte der Eröffnungstag, dessen beide Konzerte trotz der bäuerischen Reklame nicht gerade überfüllt waren. Das Vormittagskonzert […]. Das Orchesterkonzert am Abend brachte zwischen der Bachschen Suite (D-dur) und Bruckners Vierter Sinfonie Max Regers „Konzert im alten Stil“. Unmittelbar vor Beginn des Spiels war Regers Ernennung zum Generalmusikdirektor bekannt geworden, und Reger, an dem die Anstrengungen des Vormittags, an dem er ununterbrochen den Klavierpart gehalten hatte, spurlos abgeprallt schienen, dirigierte, vom Jubel des Publikums begrüßt, mit Größe und hinreißendem Schwung. Und wenn auch der Abstand von Bruckners erhabener Freiheit und Bachs großer Form nicht zu überbrücken war, so bedeutet es doch nicht wenig, daß Reger neben diesen beiden nachhaltigen Eindruck hervorrufen konnte. [... Lob für die Sopranistin Anna Kaempfert ...]. Das Publikum bereitete dem Dirigenten, den Solisten wie dem Orchester begeisterte Ovationen.    Rf." (*).

Zu den Vorwürfen gegen Reger erschien im Erfurter Allgemeinen Anzeiger eine Replik, und auch Herzog Georg nahm in seinem Brief vom 7.4.1913 dazu Stellung (mit Nennung des Namens "Frank"). Reger forderte eine Entschuldigung von Frank oder kündigte gerichtliche Schritte an (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 191304035, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-191304035
letzte Änderung: Aug 06, 2024, 21:21